Kapitän Andy Schmid und Filip Taleski warfen für die Löwen den Rettungssanker

0
1172

 

HBL:    Rhein-Neckar Löwen   –    VfL Gummersbach     30:24  (10:14)

Ende der ersten Halbzeit herrschte auf den Rängen der SAP-Arena ungläubiges Staunen über das, was auf dem Feld zwischen dem deutschen Vizemeister und dem VfL Gummersbach ablief. Auch nach dem Wiederanpfiff wollten viele Zuschauer nicht mehr an einen Sieg der Badener glauben. Trainer Nicolaj Jacobsen packte dann aber doch noch eine Überraschung aus:  Er beorderte Jesper Nielsen auf die Eins und stellte seine Abwehr auf die 5:1 Formation um. Angefeuert von 5 258 Zuschauern warfen die Hausherren doch noch den Rettungsanker. Filip Taleski mit fünf Toren und Andy Schmid mit acht Treffern allein in der zweiten Hälfte führten ihr Team doch noch zu einem 30:24 Sieg.

Kapitän Andy Schmid half seinem Team mit elf Toren noch die Rettungsleine zu ziehen (Foto: cls)

Die Gäste aus dem Oberbergischen starteten wesentlich effektiver in die Begegnung und konnten sich dabei vor allem auf einen überragenden Carsten Lichtlein verlassen, der von den Hausherren regelrecht warm geworfen wurde. Der Torhüter des VfL zeigte warum er immer noch zu den besten deutschen Toreverhinderer gehört. Mit einer Quote von über 50% gehaltenen Bällen war er der überragende Akteur auf der Platte. Neben Lichtlein ist bei den Blauhemden noch der kroatische Linkshänder Ivan Martinovic hervorzuheben. Ihn bekam die Deckung des DHB Pokalsiegers über die gesamte Spielzeit nicht in den Griff. Mit insgesamt zwölf Treffern war der 20jährige Rückraumschütze bester Werfer auf dem Feld und lieferte dabei mit sechs Kisten von der Siebenmeterlinie eine Treffsicherheit von 100% ab.

Der VfL hatte in den ersten zwanzig Minuten keine Probleme mit einer konzentrierten 6:0

Jannik Kohlbacher war in der zweiten Hälfte am Kreis nur schwer zu verteidigen (Foto:cls)

Deckung die Angriffe der Hausherren wirkungslos erscheinen zu lassen. Die Badener liefen sich immer wieder in der Deckung fest oder scheiterten mit ihren Würfen an Lichtlein. In der zehnten Minute griff Trainer Jacobsen das erste Mal zum grünen Karton und brachte Alexander Petersson ins Spiel, der noch geschont werden sollte, nachdem er unter der Woche nicht trainieren konnte. Der isländische Linkshänder netzte zwar zweimal im ersten Abschnitt ein, setzte aber keine weiteren Impulse. Gegen Ende der ersten Halbzeit unterliefen den Gästen einige unnötigen Fehler, so dass die Löwen nach einem 2:8 Rückstand bis zur Pause noch auf 10:14 verkürzen konnten.

Der junge Filip Taleski war neben Schmid im zweiten Durchgang erfolgreichster Angreifer (Foto: cls)

Man kann nur vermuten was der dänische Chefcoach der Hausherren seinen Schützlingen in der Kabine zu der gezeigten Leistung sagte. Personell hat er für die zweiten dreißig Minuten Mikael Appelgren und Rechtsaußen Patrick Groetzki, der sein 344. Spiel für die Löwen absolvierte, in das Team eingebaut um doch noch die Wende zu schaffen. Doch zunächst halfen auch diese Maßnahmen nichts, denn Martinovic und der zweite Rückraumbomber der Oberbergischen, Pouya Norouzinezhad bauten den Vorsprung des Tabellenfünfzehnten wieder auf sechs Tore aus. Doch dann folgte die erste erfolgreiche Parade von Appelgren und die weckte die Halle erneut auf. Die Fans feuerten ab diesem Zeitpunkt die Mannschaft frenetisch an und es funktionierte. Nielsen störte den Rückraum der Gäste immer mehr und provozierte dadurch Fehler bei den blauen Angreifern. Spielmacher Schmid nahm das Heft in die Hand und trieb sein Team gewaltig nach vorne. Filip Taleski, der inzwischen für Mads Mensah in den linken Rückraum beordert wurde, unterstützte seinen Kapitän und markierte zwei Treffer zum 13:18 und 14:18. Das Publikum witterte Morgenluft und peitschte das Team nach vorne. Schmid brachte dann den Motor erst richtig zum Laufen. In der 38. Minute verkürzte Schmid auf 15:18 und nutzte die Überzahl, als Moritz Preuss seine zweite Zeitstrafe absitzen musste, zu zwei Würfen ins verwaiste gegnerische Gehäuse zum Anschluss von 17:18. Nach einem weiteren Ballgewinn der Löwen Abwehr trieb Schmid den Ball nach vorne und bediente den mitgelaufenen Taleski, der unter dem Jubel des Löwenrudels den Ausgleich herstellte. Martinovic legte zwar noch einmal vor, aber Schmid antwortete wieder mit dem Ausgleich. Zu diesem Zeitpunkt agierten die Badener mit hohem Tempo und erhöhten den Druck auf die Gäste. Ballverluste durch technische Fehler oder überhastete Würfe, die immer häufiger eine Beute von Appelgren wurden, waren die Folge. Nach einer weiteren Parade von Appelgren war das Publikum nicht zu halten, denn Taleski brachte seinen Wurf zur ersten Führung der Hausherren hinter Lichtlein unter. Nun lief der Express der Mannheimer auf Hochtouren. Trainer Denis Bahtijarevic nahm seine letzte Auszeit, konnte aber den Lauf der Gastgeber nicht mehr bremsen. Schmid und Jannik Kohlbacher bauten den Vorsprung auf 22:19 aus. Petersson mit zwei Toren und abermals Taleski schufen mit dem 25:20 die Vorentscheidung. In der Schlussphase hatte der VfL dem Schwung der Jacobsen Sieben nichts mehr entgegen zu setzen. Kohlbacher, Schmid mit seinen Toren zehn und elf, sowie erneut Kohlbacher hielten die Differenz bei fünf Treffer. Den Schlusspunkt zum Endergebnis von 30:24 lieferte Torhüter Appelgren, der einen Wurf abwehrte und den Ball im leeren Gehäuse der Gäste unterbrachte.

Die Löwen haben sich mit einer taktischen Trainerentscheidung und den überragenden Schützen Schmid und Taleski selbst gerettet. Nach den ersten 35 Minuten hatten selbst die größten Optimisten nicht mehr an eine Wende geglaubt.

 

 

Für die Löwen spielten: Andreas Palicka, Mikael Appelgren (1) – Andy Schmid (11), Vladan Lipovina, Gudjon Valur Sigurdsson, Bogdan Radivojevic (1), Jerry Tollbring (1), Mads Mensah (1), Steffen Fäth (1), Patrick Groetzki, Filip Taleski (5), Gedeon Guardiola, Alexander Petersson (5), Jesper Nielsen, Jannik Kohlbacher (4)

Für den VfL Gummersbach spielten: Carsten Lichtlein, Matthias Puhle – Tobias Schröter (2), Ivan Martinovic (12/6), Drago Vukovic, Marvin Sommer (3), Eirik Köpp (1), Luis Villgrattner, Jonas Stüber, Alexander Becker, Moritz Preuss (4), Pouya Norouzi (2), Pierre Busch