Löwen strapazierten am Ende die Nerven der Fans

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Nach zwei vermeidbaren Niederlagen in der Velux EHF Handball Champions League konnte der deutsche Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen endlich wieder einen doppelten Punktgewinn verbuchen. Gegen den polnischen Vertreter PGE Vive Kielce gelang vor 4067 Zuschauern in der Mannheimer SAP-Arena ein knapper 30:29 Erfolg. Die Truppe von Trainer Nikolaj Jacobsen machte es allerdings in der Schlussphase noch unnötig spannend. Fünf Minuten vor dem Ende führten die Gelbhemden 29:25 und waren in Ballbesitz. Durch eigene technische Fehler und unkontrollierte Abschlüsse brachten die Badener die Gäste ins Spiel zurück. In den Schlusssekunden mussten die Gastgeber dann noch das Glück bemühen. Der spanische Star Akizu Aguinagalde zog nach einem Ballverlust der Löwen alleine auf das Tor von Andreas Palicka zu, brachte die Harzkugel aber erst nach dem Schlusspfiff im Gehäuse unter.

Dieser Sieg war vor allem einmal wichtig für das Gemüt der Spieler. Der deutsche Vizemeister hatte sich genau wie Kielce vorher schon für das Achtelfinale qualifiziert, wahrte mit dem Erfolg aber die Möglichkeit noch auf den vierten Platz zu klettern. Fünf Minuten vor dem Ende wären die Jacobsen Schützlingen an den Polen vorbei gewesen, da sie mit vier Treffern vorne lagen. Im Hinspiel hatten die Löwen mit 35:32 verloren und wären im direkten Vergleich mit einem Tor in Front gegangen. So muss man nun hoffen, dass die Mannheimer in der letzten Partie in der katalonischen Hauptstadt Barcelona einen Punkt holen und Kielce gleichzeitig verliert, nur dann rücken die Löwen auf Rang vier vor.

 

Kapitän Andy Schmid führte sein Team zum Erfolg über Kielce

In der Anfangsphase hielten sich beide Teams nicht groß an taktische Vorgaben und ballerten zunächst einmal munter drauf los. Bis zur zehnten Minute wechselte immer wieder die Führung. Danach stabilisierte sich die Abwehr der Hausherren und Weltmeister Mads Mensah brachte seine Farben mit 5:4 in Führung. Leider vergaben die Löwen wie so oft in letzter Zeit einige Chancen, anstatt den Vorsprung weiter auszubauen. Unter anderem scheiterte Gudjon Valur Sigurdsson mit einem Siebenmeter an Torhüter Vladimir Cupara. Jannik Kohlbacher baute mit einem schnellen Gegenstoß, den Gedeon Guardiola einleitete, erstmals die Differenz auf zwei Tor aus. Als Mads Mensah und Kapitän Andy Schmid mit zwei Toren auf 9:6 erhöhten wurde es zum ersten Mal richtig laut in der Arena und die Ränge kamen auf Touren. In diesem Abschnitt lief vor allem der Angriff der Löwen und zeigte immer wieder herrliche Szenen. Die Hausherren schafften es im zweiten Viertel das Tempo ständig hoch zu halten und zwangen die Gäste mitzugehen. Für die Zuschauer entwickelte sich ein flottes Handballspiel, das begeisterte. Die Jacobsen Schützlingen festigten die Führung und behielten die Kontrolle über die Begegnung, so dass sie 18:14 in die Pause gehen konnten. Kurz vor der Pause hielten die Löwenfans einmal kurz die Luft an, als Nationalspieler Kohlbacher in der Abwehr zu Boden ging und mit Knieproblemen von Feld geführt wurde.

Jannik Kohlbacher war wieder der große Kämpfer am Kreis und in der Abwehr
(Foto: cls)

Nach Wiederanpfiff folgte aber die Entwarnung. Der wichtige Kreisläufer konnte zurück auf das Parkett und trug sich schnell wieder in die Torstatistik ein. Die Polen verstärkten im zweiten Durchgang ihre Bemühungen in der Defensive und erschwerten somit Spielmacher Schmid und seinen Rückraumkollegen die Möglichkeit ihr System so erfolgreich wie in Hälfte eins vorzutragen. Außerdem glänzten Palicka und Cupara in den zweiten dreißig Minuten immer wieder hervorragenden Paraden, so dass etliche Chancen der Angreifer auf beiden Seiten ins Leere liefen. Die Gastgeber schafften es immerhin, den polnischen Kontrahenten ständig auf Distanz zu halten. Im Verlauf der zweiten Hälfte stand der direkte Vergleich zwischen den beiden Teams immer mehr im Fokus der Partie. Der Vorteil wechselte dabei immer wieder die Seite. Bei einer Differenz von drei und mehr Toren hatten die Löwen die Nase vorne, sank der Unterschied aber unter drei Treffer jubelten die Anhänger von Kielce. Als Uladzislau Kulesh eines seiner fünf Geschosse hinter Palicka versenkte und den Abstand abermals auf zwei Tore verkürzte, zog Trainer Jacobsen den grünen Karton. Kohlbacher erhöhte danach auf 28:25 und zwang damit den polnischen Trainer Talant Dujshebaev zur Auszeit. Der Titelträger aus dem Nachbarland vergab seine nächste Chance, da Aguinagalde mit einem Siebenmeter an der Querlatte scheiterte. Als Alexander Petersson den Vorsprung auf vier Treffer ausbaute und Palicka mit einer Parade den Ballbesitz für die Gelbhemden sicherte, war die Halle voll auf Betriebstemperatur. Kielce verstärkte seine Bemühungen, den Rückstand auf jeden Fall

Kohlbacher wurde ständig von zwei Gegner bearbeitet (Foto: cls)

wieder zu verkürzen, um den Vorteil im direkten Vergleich erneut an sich zu reißen. Es waren noch neunzig Sekunden auf der Uhr, als Jerry Tollbring die Löwen in Vorteil warf. Die Gäste gingen in eine offensive Deckung über und brachten die Löwen in Bedrängnis. Blaz Janc verwandelte in der Schlussphase einen Siebenmeter und führte seine Farben auf 30:28 heran. Der Tabellendritte der Handball Bundesliga trug den nächsten Angriff mit einem zusätzlichen Feldspieler vor und musste Palicka von der Platte nehmen, da das Team die letzten Sekunden in Unterzahl agieren musste. Die Mannschaft um Spielmacher Schmid spielte die Uhr runter bis das Zeitspiel drohte. Torhüter Cupara wehrte den folgenden Wurfversuch ab und Mariusz Jurkiewicz versenkte den Abpraller im verlassenen Gehäuse der Hausherren. Es ging ein Aufschrei durch die SAP-Arena, als Sekunden vor dem Ende beim Stand von 30:29 gegen die Manndeckung der Polen der Ball verloren ging und Aguinagalde alleine auf Palicka losziehen konnte. Der Spanier brachte seinen Versuch zwar hinter dem Löwen-Torhüter unter, aber zu spät, denn bevor die Kugel die Linie überschritten hatte war die Schlusssirene ertönt. Dann war der Jubel im weiten Rund nicht mehr aufzuhalten.

Die Partie wurde gewonnen, aber das Ziel war verfehlt worden. Die Löwen liegen nun punktgleich mit den Polen auf dem fünften Rang und hoffen noch auf den letzten Spieltag am 02. März beim FC Barcelona.

 

Für die Löwen spielten: Mikael Appelgren, Andreas Palicka – Andy Schmid (8/2), Vladan Lipovina (2), Gudjon Valur Sigurdsson (2), Bogdan Radivojevic, Jerry Tollbring (1), Ilija Abutovic, Mads Mensah (6), Patrick Groetzki (1), Filip Taleski, Gedeon Guardiola, Alexander Petersson (3), Jannik Kohlbacher (7)

Für Kielce spielten: Filip Ivic, Vladimir Cupara – Michal Jurecki (4), Bartlomiej Bis, Akizu Aguinagalde (6/1), Mateusz Jachlewski (2), Blaz Janc (3/2), Krzysztof Lijewski (2), Mariusz Jurkiewicz (2), Uladzislau Kulesh (5), Arkadiusz Moryto, Marko Mamic, Fernandez Perez (2), Artsem Karalek (3)