Ein Arbeitssieg für die vielbeschäftigten Rhein-Neckar Löwen

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DKB HBL:   Rhein-Neckar Löwen  :  TBV Lemgo     35:32     (19:17)

 

Die Rhein-Neckar Löwen haben ihre nächsten beiden Punkte gegen den TBV Lemgo nur dank einer guten Angriffsleistung retten können. Der Traditionsverein aus Westfalen rangiert im Augenblick auf einem Abstiegsrang, hat aber mit einer beherzten Leistung gezeigt, dass die Truppe durchaus in der Lage ist, da unten wieder heraus zu kommen. Der 35:32 Erfolg des Deutschen Meisters kann getrost als Arbeitssieg angesehen werden, denn vor 6154 Zuschauern in der SAP-Arena in Mannheim, hatten die Löwen bis in die Schlussminute alle Hände voll zu tun um sich die Gäste vom Leib zu halten.

„Die Mannschaft war müde, die vergangenen Wochen waren sehr anstrengend mit den Spielen gegen Zagreb und Hannover.“ gab der Sportliche Leiter Oliver Roggisch auf der Pressekonferenz nach der Partie auch zu. Die Gelbhemden waren in der Abwehr zu langsam auf den Beinen und hatten somit gegen den eifrigen Rückraum der Westfalen öfters das Nachsehen. Angeführt von Spielmacher Andrej Kogut kamen die beiden Rückraumshooter Tim Suton (5 Tore) und Rolf Hermann (8) immer wieder in aussichtsreiche Wurfpositionen und haben sie dann auch erfolgreich genutzt. Die Badener schafften es zwar sich verschiedentlich auf drei oder vier Treffer davon zu schleichen, aber die Truppe von Trainer Florian Kehrmann ließ sich einfach nicht abschütteln. Bei Halbzeit betrug der Vorsprung nur zwei Treffer. Der Pausenstand von 19:17 zeigt eindeutig wo die Löwen der Schuh drückte. Siebzehn Gegentore gegen einen Abstiegskandidaten sind einfach zu viel gewesen. Da auch Torhüter Mikael Appelgren nur mit einer soliden Leistung hinter der müden Deckung aufwartete und nicht zum überragenden Rückhalt werden konnte, waren die siebzehn Tore der Gäste allein in der ersten Hälfte auch leicht erklärbar.

Nach dem Wechsel sahen die Löwenfans zunächst eine andere Einstellung bei ihren Lieblingen, denn die Mannschaft präsentierte sich in der Abwehr aufmerksamer und im Angriff immer noch schwungvoll. Bis zur 33. Minute zog der Meister auf 21:17 weg und hatte sofort die Halle hinter sich. Aber erneut schafften es Kapitän Andy Schmid und seine Kameraden nicht, sich weiter abzusetzen. Der Gegner aus dem Tabellenkeller fand auch zu diesem Zeitpunkt wieder Lücken in der Deckung um den Anschluss nicht zu verlieren. Zehn Minuten später markierte Christoph Theuerkauf mit seinem Treffer zum 24:25 den Anschluss und die Partie drohte zu kippen. Trainer Nikolaj Jacobsen hatte genug gesehen und nahm eine Auszeit. Der dänische Trainer der Badener versuchte nun alles, um seine Jungs aus der Müdigkeit zu holen. Er brachte Nachwuchstorhüter Lucas Bauer für Appelgren und stellte auch auf dem Feld um. Linkshänder Harald Reinkind rückte in den rechten Rückraum und löste Alexander Petersson ab, der bis dahin drei Tore beigesteuert hatte. Die Gastgeber nahmen nach der Auszeit jedoch nur langsam Fahrt auf, so dass Lemgo dran bleiben konnte. Nach dem erneuten Anschlusstreffer durch Herman zum 27:26 nahmen die Hausherren den Torhüter vom Feld und ergänzten durch einen Feldspieler, da Abwehrchef Gedeon Guardiola eine Zeitstrafe absitzen musste. Reinkind erhöhte mit seinem einzigen Tor und der zurückeilende Baur fing den Anwurf ab und verhinderte so den nächsten Anschluss. Im Gegenzug versenkte Schmid seinen neunten Treffer im Gehäuse der Westfalen. Der junge Torhüter der Löwen war auch erfolgreich zur Stelle als Kogut vollkommen frei auf Linksaußen einen Wurfversuch bekam. Den nächsten Vorsprung mit vier Treffern stellte dann der Kapitän von der Siebenmeterlinie her. Dieser Zwischenstand zehn Minuten vor dem Ende hätte eigentlich eine Vorentscheidung bedeuten können, aber nicht in dieser Partie. Der TBV gab sich noch nicht geschlagen und bemühte sich weiter, vielleicht doch noch die Sensation zu schaffen. Mannschaft, Verantwortliche und Fans atmeten sichtlich erleichtert auf, als Mads Mensah Larsen eine halbe Minute vor dem Schlusspfiff den Sack mit dem Treffer zum 35:31 zu machte. Den Schlusspunkt setzten dann die Gäste zum Endstand von 35:32.

Ein besonderes Ereignis fand dann im Verlauf des Spieles statt, als Trainer Jacobsen Nachwuchstorhüter Bauer auf das Feld beorderte, denn ab diesem Zeitpunkt agierten auf beiden Seiten zwei alte Freunde zwischen den Pfosten. Beim TBV Lemgo hütete Jonas Maier das Gehäuse, der ab der B-Jugend im Trainingszentrum der Löwen in Kronau ausgebildet wurde. Nach der Jugend erhielt er bei den Löwen einen Profivertrag und war beim Gewinn des EHF-Pokales dabei ehe er zu den Kadetten Schaffhausen wechselte. Nach zwei Jahren bei den Eidgenossen wechselte Maier zurück in die HBL zum TBV Lemgo. „Ich habe mit Jonas vier Jahre zusammen gespielt und war bei der badischen Auswahl  immer hinter ihm. Jonas heute auf der einen Seite und ich auf der anderen, das war schon eine geile Sache.“ erklärte Bauer nach der Partie. Für ihn war es natürlich das Größte als Vertreter des verletzten Andreas Palicka seinen ersten Einsatz in der HBL zu bekommen und das nicht nur zu einem Siebenmeter. „Ich habe schon in der ersten Halbzeit damit gerechnet, dass mich der Trainer aufs Feld schickt, aber als es dann in der zweiten Hälfte soweit war, war es nur noch ein geiles Gefühl. Ich hatte gedacht, dass ich aufgeregter bin, aber ich war nur ein wenig angespannt.“ erinnert sich das Nachwuchstalent an den Moment, als Jacobsen ihm das Zeichen zum Wechsel gab. Glücklich verließen die beiden Torhüter gemeinsam die Arena und genossen den Beifall der Fans.

Für die Löwenspielten: Mikael Appelgren, Lucas Bauer (ab 43.) –  Andy Schmid (11/8), Gudjon Valur Sigurdsson (6/2), Dejan Manaskov, Rafael Banea Gonzalez, Marius Steinhauser, Mads Mensah Larsen (4), Harald Reinkind (1), Gedeon Guardiola, Patrick Groetzki (6), Kim Ekdahl du Rietz (1), Hendrik Pekeler (3), Alexander Petersson (3),Michel  Abt

Für den TBV spielten: Mark van der Beucken (für drei Siebenmeter und 37. – 52.), Jonas Maier – Anton Mansson (1), Andrej Kogut (5), Ionut Ramba, Dominik Ebner (3), Christoph Theuerkauf (3), Rolf Hermann (8), Tom Skroblien (3/1), Tim Suton (5), Azat Valullin (3), Christian Klimek (1), Tim Hornke, Jonathan Stenbäcken, Patrick Zieker