Die Rhein-Neckar Löwen scheiterten knapp am Titelverteidiger Flensburg-Handewitt

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Die SAP-Arena war ausverkauft und gab für das Topspiel der DKB-Handball-Bundesliga einen hervorragenden Rahmen. Die 13200 Zuschauer bekamen in den sechzig Minuten alles geboten, was diesen Sport so liebenswert macht. Der amtierende Deutsche Meister verließ am Ende als Sieger die Arena, weil seine Akteure in den entscheidenden Phasen weniger Fehler machten als die Herausforderer. Die Rhein-Neckar-Löwen waren nach einem Rückstand von fünf Toren wieder drin in der Musik und hätten beim 20:20 die Wende einleiten können, aber zwei einfache Ballverluste der Gastgeber ermöglichten den stets aufmerksamen Norddeutschen wieder in die Führungsrolle zu schlüpfen. Am Ende brachte der 23:26 Auswärtssieg die SG Flensburg-Handewitt der Titelverteidigung wieder einen Schritt näher.

Die Vorzeichen auf diese für beide Teams bedeutende Partie entwickelten sich beim Aufwärmen zu Ungunsten der Gastgeber. Alexander Petersson, ein eminent wichtiger Baustein in der Abwehr von Trainer Nikolaj Jacobsen, musste mit Achillesproblemen passen. Er konnte in dieser Begegnung nicht eingesetzt werden und wurde im Angriff durch Vladan Lipovina ersetzt. 

Vom Anpfiff weg ließ der dänische Weltmeister-Trainer seine Jungs mit einer 5:1 Deckung agieren und beorderte Patrick Groetzki auf die Spitze. Der Gegner aus dem hohen Norden bot wie gewohnt seine blendend eingestellt 6:0 Formation auf. In der ersten Viertelstunde gingen nicht nur die beiden Abwehrreihen hart und konsequent zu Werke, auch die beiden Torhüter Andreas Palicka von den Gastgebern und Benjamin Buric auf Seiten der SG, zeichneten sich in diesem Abschnitt mit vielen tollen Paraden aus. Beim Stand von 4:3 für die Hausherren nahm Meistertrainer Maik Machulla schon in der 15. Minute seine erste Auszeit. Der Herausforderer aus Baden blieb jedoch weiter hochkonzentriert und baute die Führung auf 6:4 aus. Doch dann riss bei den Jacobsen Schützlingen der Faden. Im Angriff fanden sie unter der Führung von Spielmacher Andy Schmid plötzlich keine Lösungen mehr gegen die aggressive Deckung der Gäste und produzierten dazu noch einige unnötige technische Fehler. Je zwei Treffer durch die starken Jim Gottfridsson und Goran Sogard Johannessen ergaben für den Meister den Ausgleich zum 7:7. Die Fehler der Löwen wurden von den schnellen Angreifern eiskalt bestraft und führten innerhalb weniger Minuten zu einem Rückstand von 7:10. Da nützte auch eine Auszeit von Trainer Jacobsen nichts. Eklatant wirkten sich in der Schlussphase erneut die Fehler der Hausherren aus. Anstatt die Chancen zu nutzen, sich wieder ins Spiel zu bringen, gerieten die Löwen bis zur Pause mit 8:12 in Rückstand. Dieser Spielstand war für die Heimmannschaft eine hohe Bürde.

Nach dem Wiederanpfiff arbeitete Trainer Jacobsen mit zwei taktischen Änderungen. In der Deckung stellte er auf die 6:0 Formation um und im Angriff versuchte er es mit dem siebten Feldspieler. Zunächst fruchteten diese taktischen Maßnahmen nur wenig, da individuelle Unachtsamkeiten weiter zu Ballverlusten führten und den Titelverteidiger auf 10:15 davonziehen ließ. Mit einem ersten Lebenszeichen von Lipovina verkürzten die Gastgeber, waren dann aber in der Abwehr nicht aufmerksam, als man Spielmacher Gottfridsson durchschlüpfen ließ. Mit dem siebten Feldspieler waren die Löwen immerhin in der Lage sich mehr und mehr Chancen zu erarbeiten. Die Gelbhemden setzten im dritten Viertel vermehrt auf ihre Waffe „schneller Gegenstoß“ und bestraften damit Fehler der gegnerischen Angreifer. Als Gudjon Valur Sigurdsson nach einem Fehlpass von Gottfridsson entwischte und den Anschluss zum 15:17 markierte, zückte Trainer Machulla zum zweiten Mal den grünen Karton. Es half aber nicht sonderlich viel, denn die Badener waren wieder drin in der Partie und wurden nun auch von den Rängen frenetisch unterstützt. Während Abwehrstratege Tobias Karlsson, der vor der Begegnung von Löwen Geschäftsführerin Jennifer Kettemann für seine Leistungen in der Bundesliga ein Präsent erhalten hatte, für zwei Minuten auf der Bank Platz nehmen musste, markierte Jannik Kohlbacher vom Kreis den Anschluss zum 19:20. Im folgenden Angriff traf Gottfridsson bei einem Wurfversuch nur den Posten und die Löwen sicherten sich den Abpraller. Mads Mensah versenkte unter dem Jubel der Arena die Harzkugel im leeren Gehäuse der Norddeutschen, Ausgleich zum 20:20. Leider vermasselte der Vizemeister der letzten Saison die Gelegenheit, die Begegnung zu seinen Gunsten zu drehen. Nach zwei individuellen Fehlern der Gelhemden lag der Favorit wieder zwei Treffer in Front und gab diesen Vorteil auch dank eines super reagierenden Benjamin Buric nicht mehr aus der Hand. Den Hausherren fehlte in der Schlussphase auch noch ein Quäntchen Glück, um mit dem eigenen Engagement sich selbst belohnen zu können. Der Titelverteidiger rettete eine 23:26 Führung ins Ziel und holte sich verdient die nächsten beiden Punkte. 

Für die Löwen spielten: Mikael Appelgren (ab 51.), Andreas Palicka – Andy Schmid (6/3), Vladan Lipovina (3), Gudjon Valur Sigurdsson (4), Bogdan Radivojevic, Jerry Tollbring, Ilia Abutovic, Mads Mensah (3), Steffen Fäth (2), Patrick Groetzki, Filip Taleski, Gedeon Guardiola (1), Alexander Petersson (n.e.), Jannik Kohlbacher (4)

Für die SGFH spielten: Benjamin Buric, Torbjörn Bergerud – Tobias Karlsson, Johannes Golla, Simon Hald Jensen (3), Holger Glandorf (1), Lasse Svan (3), Hampus Wanne (3), Simon Jeppson, Magnus Jöndal, Marius Steinhauser, Anders Zachariassen, Goran Sogard Johannessen (5), Jim Gottfridsson (4), Rasmus Lauge (4), Magnus Abelvik Röd (3)