Der Deutsche Meister verabschiedet sich mit einer Niederlage aus der Champions-League

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EHF Champions League- Achtelfinale (Rückspiel):   Rhein-Neckar Löwen  :   PGE Vive Kielce     30:36     (18:16)

 

Die Mannheimer SAP-Arena erlebte am Ostersonntag das erwartet komische Achtelfinal-Rückspiel in der EHF Champions-League zwischen dem Deutschen Meister Rhein-Neckar Löwen und dem polnischen Titelträger PGE Vive Kielce. Im Hinspiel hatten die Badener wegen des Terminstreites zwischen EHF und der HBL bekanntlich ihre zweite Mannschaft nach Polen entsandt und eine heftige 41:17 Schlappe in Kauf nehmen müssen, womit die Entscheidung um den Einzug ins Viertelfinale schon gefallen war. Trotz des uneinholbaren Rückstandes waren 4425 Zuschauer in die Arena gekommen und zeigten damit den Löwen, dass sie durchaus Verständnis für die Entscheidung des Meisters hatten. Nach einer sehr guten ersten Hälfte, in der die Gastgeber teilweise mit fünf, sechs Toren in Führung lagen, verloren die Gelbhemden in der zweiten Hälfte immer mehr den Faden und unterlagen schließlich mit 30:36. Wieder einmal war für die Truppe von Trainer Jacobsen im Achtelfinale das Aus gekommen.

Die Zuschauer zeigten ihre Missachtung gegenüber der EHF schon vor Beginn der Begegnung. Während der EHF Hymne wanden sich die Fans ab und drückten durch Transparente aus, dass im Streit zwischen den beiden Verbänden die Löwen, der Handballsport und vor allem aber die Fans den Kürzeren gezogen hatten. Es ist beschämend wie Funktionäre Entscheidungen treffen können, die die Sportler letztendlich ausbaden müssen.

In der ersten Hälfte hatten die Löwen den Gegner fest im Griff (Foto: cls)

Trainer Jacobsen hatte im Vorfeld angekündigt, dass er einige seiner Leistungsträger in dieser Partie schonen wird, zumal der eine oder andere Akteur angeschlagen ist. So begannen die Hausherren mit Kapitän Andy Schmid, Mads Mensah Larsen und Harald Reinkind im Rückraum. Die Außerpositionen besetzten Jerry Tollbring und Bogdan Radivojevic während am Kreis nur Rafael Baena zur Verfügung stand, da Nationalspieler Hendrik Pekeler erkrankt war. Unterstützt von den eigenen Anhängern legten die Löwen sich in der Anfangsphase ins Zeug, als ob der Rückstand jederzeit noch zu egalisieren wäre. Ein blendend aufgelegter Spielmacher Schmid wirbelte die Gäste in den ersten Minuten ordentlich durcheinander und legte im Verbund mit Mads gleich mal 3:0 vor. Bis zur zehnten Minute bauten die Hausherren das Ergebnis auf 6:2 aus. Der deutsche Meister hielt zu diesem Zeitpunkt das Tempo sehr hoch und ging in der Abwehr aggressiv zur Sache. Torhüter Andreas Palicka sorgte mit glänzenden Reaktionen dafür, dass den gegnerischen Angreifern nur wenige Treffer gelangen. Sein Gegenüber, der Exlöwe Slawomir Szmal, steigerte sich ab dem zweiten Viertel immer mehr und wurde schließlich zum großen Rückhalt für sein Team. Trotz des klaren Ergebnisses aus dem Hinspiel gingen beide Teams in der Abwehr ordentlich zur Sache. Mit zunehmender Spieldauer liefen an der Seitenlinie beide Trainer immer mehr heiß und kassierten beide die gelbe Karte. Der polnische Coach Talant Dujshebaev war aber auch

Rafael Baena arbeitete am Kreis mit viel Erfolg (Foto: cls)

danach nicht zu bremsen und kommentierte gestikulierend die Entscheidung der isländischen Schiedsrichter. Mitte der ersten Halbzeit griffen die Polen zur Taktik mit dem siebten Feldspieler, gaben diese aber wieder auf, nachdem die Hausherren die Harzkugel schon zum dritten Mal im leeren Tor untergebracht hatten. Die Löwen kontrollierten weiter die Begegnung und setzten sich in der 23. Minute auf 16:9 ab. Kielce erhöhte nun in der Deckung die Intensität und kam vor allem dank toller Reaktionen von Szmal zu Ballgewinnen, die sie vorne in Treffer umsetzen konnten. Bis zur Halbzeit brachten Karol Bielecki, der ebenfalls schon das gelbe Trikot der Löwen getragen hatte, sowie Kreisläufer Akizu Aguinagalde ihre Farben auf 18:16 heran.

 

Zu Beginn des zweiten Durchganges starteten die Gäste druckvoller und Torhüter Palicka musste all sein Können aufbieten, um den Gegner auf Distanz zu halten. Aber die Angreifer der polnischen Gäste stellten ihr Visier immer besser ein und wurden zusehends erfolgreicher bei ihren Wurfversuchen. Gegen Ende des dritten Viertels unterliefen den Gastgeber einige technische Fehler, so dass Kielce in der 44. Minute zum Ausgleich kam. Löwencoach Jacobsen nahm die Auszeit. Der Trainer konnte mit seinen Worten aber nicht viel bewegen, denn seine Jungs hatten in der Zwischenzeit völlig den Faden verloren. Die technischen Fehler gehörten weiter zum Spiel des deutschen Meisters und wurden von den Gästen rigoros bestraft. Über 24:26 zog der

Kim Ekdahl du Dietz konnte sich nicht oft so in Szene setzen (Foto: cls)

polnische Meister auf 25:29 davon und erzielte damit eine kleine Vorentscheidung. Tollbring und Andy Schmid mit seinem achten Treffer ließen bei den Fans noch einmal Hoffnung aufkommen, ehe die Gäste jeweils nach leichtfertigen Ballverlusten der Badener mit drei schnellen Gegenstößen den Sack endgültig zumachten. In den verbleibenden fünf Minuten gelangen nur noch Alexander Petersson und zweimal Mads Mensah noch Treffer, die aber am Sieg von Kielce nichts mehr verändern konnten. Die Löwen verabschiedeten sich mit einer 30:36 Heimniederlage aus der diesjährigen Champions-League, wurden aber von den eigenen Fans mit Ovationen nach dem Abpfiff gefeiert.

Es bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass vor allem die hohen Funktionäre aus den beteiligten Verbänden aus diesem blamablen Verlauf des Achtelfinales gelernt haben, dass sie damit unserem Handballsport nur geschadet haben. Mag sein, dass auf der finanziellen Seite höhere Gewinne für die Verbände durch die Fernsehübertragungen herausspringen, aber für Spieler und Fans sind dies untragbare Entscheidungen.

 

Für die Löwen spielten: Andreas Palicka, Mikael Appelgren  –   Andy Schmid (8/3), Gudjon Valur Sigurdsson, Bogdan Radivojevic, Rafael Baena (3), Jerry Tollbring (5/1), Mads Mensah Larsen (3), Patrick Groetzki, Harald Reinkind (3), Filip Taleski (4), Alexander Petersson (1), Kim Ekdahl Du Rietz (3)

Für Kielce spielten: Slawomir Szmal, Milosz Walach  –   Michal Jurecki (5), Alex Dujshebaev (5), Mateusz Kus, Akizu Aguinagalde (4), Karol Bielecki (4/3), Mateuisz Jachlewski (2), Manuel Strlek (3), Blaz Janc (2), Krzysztof Lijewski (4), Mariusz Jurkiewicz (1), Marko Mamic (1), Dean Bombac (4), Darko Djukic (1)