Mannschaft mit klarem Zeichen an den Verein und die Sponsoren – 3. Bundesliga Handballer verzichten auf Gehälter

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TGS Pforzheim
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Die Corona-Krise bedroht nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Existenz zahlreicher Unternehmen und Sportvereine. Davon ist auch das sportliche Handball Aushängeschild die TGS Pforzheim betroffen. “ Wir gehen davon aus, dass uns durch Zuschauereinnahmen, Bewirtung und die
Nichtnutzung der Vermietung unseres Vereinsheims zwischen 15.000 und 20.000 Euro entgehen. Das ist schon ein richtiger Batzen Geld“, so TGS Vorstand Wolfgang Taafel. Der Etat des Vereins ist zwar bis Rundenende gedeckelt, aber niemand weiß, wie die ganze Geschichte weiter geht. „Wir hätten unsere Gehälter ganz normal bis zum 30.06. weiter bezahlt, aber die Mannschaft hat Eigeninitiative entwickelt. Die Spieler, inklusive Trainerteam und Physiotherapeut werden auf einen nicht unerheblichen Teil ihrer Gehälter verzichten und damit die fehlendenEinnahmen kompensieren. Von diesen Einsparungen können wir uns ein kleines Polster für die kommende Saison aufbauen, da zu befürchten ist, dass in Anbetracht der zunehmend prekären wirtschaftlichen Situation für zahlreiche Unternehmen, der eine oder andere Sponsor sein Sponsorenengagement herunterfahren könnte“, bilanziert Taafel. Der Spielerrat um die Torhüter Sebastian Ullrich und Jonathan Binder, sowie Kapitän Florian Taafel erstellten über die letzte Woche einen Vorschlag, den sie zuerst der Mannschaft und dann dem Verein vorstellten. „Das ging ganz unspektakulär per Videokonferenz im kleineren Rahmen vonstatten und wurde dann der Mannschaft vorgestellt“, so Binder und Sebastian Ullrich ergänzt: „wir wollen dem Verein etwas zurückgeben und in dieser schweren Zeit ein klares Signal an dieSponsoren und Fans senden. Wir halten zusammen und werden alles dafür tun, dass es weiterhin Spitzensport in der 3. Handball Bundesliga gibt“. Der Verein hat diese Aktivitäten natürlich mit viel Stolz registriert. Dass dieser Vorschlag aus dem Team heraus kommt und nicht auf Initiative vom Verein ausgeht, ist schon etwas Besonders und zeigt, was diese Mannschaft und den Verein in der Vergangenheit ausgemacht hat und das auch in der Zukunft tun wird „. Das ist schon toll von der Mannschaft. Ich weiß dass viele Spieler ihre eigenen, kleineren und größeren Projekte haben. Sei es ein Umzug, die Finanzierung des Hausbaus und auch einige Hochzeiten von Spielern stehen an. Da kann man natürlich jeden Cent gebrauchen und plant
auch mit dem Geld. Auch für unsere Studenten und Auszubildenden ist das eigentlich ein wichtiger Faktor. Es ist ein Unterschied, ob jemand auf 200 € verzichtet, die er für seine monatliche Miete fest eingeplant hat oder wenn ein Bundesligaspieler mit einem Monatsgehalt von 1 Mio. auf 200.000 € im
Monat verzichtet“, so Wolfgang Taafel. Diese Initiative unserer Drittligamannschaft kann man schon als ein Novum bezeichnen. In den
Profiligen (1. + 2. Bundesliga) gibt es schon ähnliche Konstrukte die man natürlich mit den finanziellen Größenordnungen bei uns nicht vergleichen kann, aber im Verhältnis zueinander tun die Verzichte unserer Spieler vielleicht sogar mehr weh. Wolfgang Taafel wagt einen Blick in die Zukunft: „vielleicht können wir auch Vorreiter für andere Mannschaften und Vereine sein, damit auch die Mannschaften selbst einen finanziellen Beitrag
beisteuern, dass der Handball trotz dieser Krise in seinem gewohnten Umfang weiterleben kann“. Es wird bei der TGS davon ausgegangen, dass die laufende Saison nicht mehr zu Ende gespielt wird, alles andere wäre auch fahrlässig, bei diesem Schweiß treibendem Kontaktsport. Bedenkt man, dass 40% der Virus Übertragungen von Personen verursacht werden, die keinerlei Symptome haben und statistisch gesehen die Nähe zueinander die Quelle der intensivsten Ansteckungsherde war, dann gibt es für Handball nur eine Entscheidung und die heißt Abbruch. Diese Saison wird wohl zusätzlich durch die Coronakrise, endgültig die schwerste der TGS Geschichte gewesen sein. Großes Verletzungspech und andere Unzulänglichkeiten, sowie das Wegbrechen eines größeren Sponsors und dem damit einhergehenden Verlust zahlreicher Arbeitsplätze im
Mannschaftsbereich gingen voraus. „Das waren schon heftige Tiefschläge, aber das schweißt uns noch mehr zusammen. Der Verein hat alles aufgefangen. Obwohl ein Sponsor weggebrochen ist haben wir immer unser Geld bekommen und viele bekamen Hilfe bei der Jobsuche. Egal ob
Teamkameraden oder Verein, alle haben mitgeholfen und jetzt werden wir das genauso beibehalten. Trotzdem schade, dass die Saison wahrscheinlich nicht zu Ende gespielt werden wird. Wir waren gut in Fahrt und eines der besten Teams in der Rückrunde. Wir haben uns aus allen Problemen
herausgekämpft und das werden wir auch jetzt“, fasst Kapitän Florian Taafel abschließend zusammen.