Gewonnen – aber das Endspiel knapp verpasst

0
1826

Karlsruhe (esch). Am Samstag stieg in der ausverkauften Konrad-Adenauer-Sporthalle in Pforzheim das Rückspiel im Halbfinale um die deutsche A-Jugendmeisterschaft zwischen der SG Pforzheim/Eutingen und dem SC Magdeburg. Nach dem Hinspiel hatte das Nachwuchsteam des Bundesligisten einen Vorsprung von vier Treffern zu verteidigen und Trainer Harry Jahns nahm diese Aufgabe sehr ernst. Wie ernst sah man daran, dass er zum ersten Male die Dienste des polnischen Jugendnationalspielers Tomasz Gebala in Anspruch nahm, der bis jetzt nur im Perspektivteam der Ostdeutschen in der Dritten Liga Ost zum Einsatz kam. Die Goldstädter bauten in erster Linie auf die Kampfkraft ihrer Jungs und auf das fantastische Publikum, das über die gesamte Spieldauer voll hinter dem Team stand. Obwohl die Gastgeber einmal mit zwei Toren in Rückstand gerieten, drehten sie die Begegnung noch und sicherten sich einen 27:25 Erfolg. Allerdings verpassten die Schützlinge von Alexander Lipps trotz des Sieges knapp die Endspiele, konnten aber mit dem Erreichten mehr als zufrieden sein.
Die Jungs aus der Hauptstadt Sachsen-Anhalts begannen die Partie sehr konzentriert und ließen sich auch durch die beeindruckende Kulisse nicht aus der Ruhe bringen. Mit dem ersten Angriff gingen sie durch Vincent Sohmann mit 0:1 in Führung. Die Gastgeber zeigten sich anfänglich etwas nervös und vergaben die ersten Chancen. Die Unsicherheit stieg noch, als Pascal Kirchenbauer bereits in der 4. Minute auf die Strafbank musste. Die Hausherren überstanden zunächst die Unterzahl dank eines blendend reagierenden Stefan Koppmeier im Tor. Die nächste Unruhe kam auf, als Kirchenbauer zu früh von der Strafbank auf das Feld eilte und weitere zwei Minuten absitzen musste. Zu allem Übel scheiterte kurz danach Jannik Hofmann mit einem Siebenmeter an Torhüter Moritz Stemmler. In der sechsten Minute brach Marvin Karpstein den Bann und glich zum 1:1 aus. Ab diesem Zeitpunkt kam das Spiel ins Rollen und die Angreifer trafen endlich auf beiden Seiten ins Schwarze. Zunächst waren es zwar die Gäste die einen Treffer vorlegen konnten, aber die Badener hatten immer die richtige Antwort parat. In der zwölften Minute hatte Karpstein per Erfolg von der Linie wieder den Ausgleich zum 5:5 erzielt, als Koppmeier in Gegenzug ein Wurfversuch von Maximilian Wasielewski entschärfte. Christoph Schwartz markierte die erste Führung zum 6:5. Nun waren die Gastgeber an der Reihe vorzulegen und der SCM jagte hinterher. Zwischendurch gab es aber immer wieder Spielabschnitte, in denen die Angreifer an Stemmler oder Koppmeier scheiterten und somit wenig Tore auf der Tafel angezeigt werden konnten. In die letzten zehn Minuten ging man mit dem Gleichstand von 8:8 und erneut glänzten Stemmler gegen Kirchenbauer und Koppmeier gegen Alexander Saul. Inzwischen war Gebala eingewechselt worden und setzte mit einem Kracher aus zehn Metern ein erstes Zeichen zur 8:9 Führung. Koppmeier wehrte den nächsten Versuch des Polen ab und Kirchenbauer glich wieder aus. Nachdem die Gäste zweimal in Koppmeier ihren Meister gefunden hatten, zückte Trainer Jahns den grünen Karton, jedoch ohne Erfolg. Koppmeier stand auch dem nächsten Versuch von Gebala im Wege. Aber sein Gegenüber war ebenso wachsam und verhinderte einen Erfolg durch Sandro Mönch, kam allerdings gegen Jan Strehlau zu spät, der den Abpraller einnetzte. Die nächste Chance für die Goldstädter nutzte Kirchenbauer zu ersten zwei Tore Führung beim 11:9. Als Koppmeier vierzig Sekunden von der Pause hervorragend gegen Andre Czech reagierte bestand für sein Team die Gelegenheit auf drei Tore davon zu ziehen. Nach einem technischen Fehler der Hausherren kamen die Gäste noch einmal in Ballbesitz und trafen Sekunden vor dem Signal zum Pausenstand von 11:10. Anstatt mit drei Toren in Führung zu liegen, mussten die Blau-Gelben mit dem einen Treffer zufrieden sein.
Nach dem Wechsel änderte sich zunächst nichts wesentliches, denn beide Teams kämpften verbissen um jeden Ball. Was durch die konsequent agierenden Abwehrreihen durchging, wurde oft Beute der beiden hervorragenden Torhüter. Es dauerte fast drei Minuten ehe der erste Treffer fiel. Stiebler glich zum 11:11 aus. Die Choreographie lief so weiter: Eine Mannschaft legt vor, die andere gleicht aus. Um die 41. Minute nutzten die Ostdeutschen zwei Chancen und legten erstmals wieder zwei Tor vor, kassierten aber durch Kirchenbauer den nächsten Anschlusstreffer. Die Badener ließen einfach nicht locker und schafften in der 49. Minute den Ausgleich zum 20:20 durch ihren Linkshänder Sascha Pfattheicher. Kurz zuvor verlor Trainer Lipps einen wichtigen Akteur in seinem System, denn Pascal Kirchenbauer erhielt die dritte Zeitstrafe und musste vorzeitig unter die Dusche. Ob sie allerdings berechtigt war bleibt zweifelhaft. Der Jugendnationalspieler wurde von Saul sehr hart attackiert und geriet in eine verbale Auseinandersetzung mit seinem Gegenüber. Die Schiedsrichter nahmen dies zum Anlass und schickten beide Akteure zum „Abkühlen“ raus, allerdings hatte diese Maßnahme für Kirchenbauer und sein Team die härtere Konsequenz. Unterstützt von einem unbeschreiblichen Publikum kämpften die Blau-Gelben unverdrossen weiter und wurden neun Minuten vor dem Ende mit der nächsten Führung belohnt. Gebala wuchtete aber im Gegenzug die Harzkugel zum Ausgleich in die Pforzheimer Maschen. Auch die nächste Führung des Vizemeisters der Bundesligagruppe Süd glich der polnische Hüne mit seinem dritten Treffer in Folge aus, aber es waren noch sechs Minuten auf der Uhr. Trainer Lipps griff viereinhalb Minuten vor dem Ende zum grünen Karton und gab die letzte Order aus. Aber zunächst ohne Wirkung, denn die Bemühungen seiner Jungs scheiterten an SCM Torhüter Stemmler oder wurden überhastet vergeben. Zwei Minuten vor dem Schlusspfiff stand es immer noch unentschieden, nachdem jede Partei einen Treffer drauf gelegt hatte. Trainer Jahns nahm nun seine Auszeit. Die Gastgeber erarbeiteten sich den Ball und gingen im Gegenangriff durch Marius Seifried in Führung. „Standing Ovations“ von der Tribüne. Der SCM hatte die letzte Minute in Unterzahl zu überstehen, da Saul ebenfalls die dritte Zeitstrafe erhielt und vorzeitig das Parkett verlassen musste. Dennoch versuchten die Grün-Roten alles um noch zum Ausgleich zu kommen, scheiterten aber mit den Versuchen von Gebala und Zimmermann an der Latte. Besser machte es Seifried, der Sekunden von dem Abpfiff den Siegtreffer zum 27:25 markierte. Im Rückspiel gegen den Favoriten gewonnen, aber das Endspiel um zwei Tore verpasst. Trainer, Verantwortliche und die begeisterten Anhänger waren aber mehr als zufrieden mit ihren Jungs.

Trainer Jahns: „Wir haben Tomasz Gebala heute zum ersten Mal in der A-Jugend eingesetzt und ich glaube er hat seinen Einsatz gerechtfertigt. Wir wussten, dass diese Maßnahme ein Überraschungseffekt bedeutet und sie ist es auch geworden. Wir wollten weiterkommen, wir wollten ins Finale, das ist uns gelungen und nur das zählt. Heute haben wir in der Abwehr besser gestanden als in Magdeburg und das war auch notwendig. Die Zuschauer sahen außerdem sehr gute Torhüterleistungen auf beiden Seiten.“

Trainer Lipps: „Wir hatten den polnischen Jungen auf der Rechnung, nachdem er im Hinspiel nicht eingesetzt wurde. Aber er hat gezeigt, dass man von ihm eine andere Qualität erwarten konnte. Das heißt aber auch, dass Magdeburg richtig Respekt vor uns hatte, dass sie ihn ausgepackt haben. Wir haben mit unserem System versucht den Rückraum des SCM zu bremsen, aber offensiver konnten wir nicht decken. Kleinigkeiten haben im Endeffekt das Spiel entschieden. Unseren Jungs sind kleine Fehler unterlaufen, die von einem Gegner solcher Qualität eiskalt bestraft werden. Ich wollte aber, dass die Truppe sich heute mit einem Sieg verabschiedet und das ist geglückt. Meine Jungs haben eine überragende Runde gespielt“

Für die SG Pforzheim spielten: Stefan Koppmeier, David Krypczyk – Michael Hohnerlein (1), Sandro Mönch (5), Marius Seifried (2), Pascal Kirchenbauer (6/1), Jannik Hofmann (1), Jan Strehlau (1), Sascha Pfattheicher (2), Marvin Karpstein (5/2), Max Lupus (1), Vallier Kirschner (1), Clemens Zucker, Christoph Schwartz (2), Julian Broschwitz

Für den SC Magdeburg spielten: Moritz Stemmler, Florin Schneider – Bruno Zimmermann (3), Tim Wiebe, Michael Poek, Maximilian Wasielewski (2), Noklas Wosnitza, Vincent Sohmann (6/1), Alexander Saul (4), Andre Czech (1), Nicholas Stiebler (3), Stephan Lindner, John Michael, Tomasz Gebala (6)