Deutschland mit einem wichtigen Schritt Richtung Europameisterschaft 2016

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Mannheim/Karlsruhe (esch). Die SAP-Arena bleibt für die deutsche Handballnationalmannschaft ein gutes Pflaster, denn am Mittwochabend gelang in der Qualifikation für die Europameisterschaften 2016 in Polen ein wichtiger Schritt. Bob Hanning nannte es sogar „einen Meilenstein für den deutschen Handball“. Die Jungs von Bundestrainer Dagur Sigurdsson besiegten in der Heimspielstätte der Rhein-Neckar Löwen keinen geringeren als den Weltmeister von 2013 und Vierten der diesjährigen WM, Spanien, mit 29:28 und führen somit die Tabelle ihrer Gruppe an. Die beiden Gruppenersten qualifizieren sich für die EM.

Vor 11 189 Zuschauer in der prallgefüllten Arena boten die Adlerträger dem Favoriten von der Iberischen Halbinsel einen leidenschaftlichen Kampf. Die Schlussphase glich einem Krimi, in dem jedes Team als Sieger hervorgehen wollte. Bereits drei Minute vor dem Ende hielt es die Zuschauer nicht auf den Sitzen und sie peitschten die deutsche Sieben unaufhörlich nach vorne. Nach dem Schlusspfiff kannte der Jubel bei Mannschaft und Publikum keine Grenzen.

Der Anfang verlief aber alles andere als reibungslos, denn die spanische Abwehr mit dem starken Rhein-Neckar Löwen Gedeon Guardiola und Viran Morros bildete zunächst ein schier unüberwindbares Bollwerk. Nur Steffen Weinhold wurde den Spaniern mit seinen überraschenden Würfen gefährlich. In den ersten fünf Minuten bauten die Schützlinge von Trainer Montanes Cadenas aufgrund dieser aggressiven Abwehrarbeit den Vorsprung auf 1:4 aus und Deutschland schien kein Mittel gegen diese Deckung zu finden. Nach dem Anschlusstreffer durch Kapitän Uwe Gensheimer, der Torhüter Moreno Perez de Vargas von der Siebenmeterlinie einen Schreck einjagte, da der Ball knapp am Kopf vorbei schrammte, fand das deutsche Team besser in die Partie. In Unterzahl markierten Paul Drux und Patrick Wiencek sogar den Ausgleich. Als beim nächsten Angriff der Sigurdsson Schützlinge der Berliner Modellathlet die Harzkugel zur ersten deutschen Führung in die Maschen jagte, stand die Halle zum ersten Mal Kopf. Gensheimer mit seinem zweiten Siebenmeter und erneut Drux bauten den Vorsprung sogar auf 8:5 aus und der spanische Trainer zückte den grünen Karton. Danach bekamen die Zuschauer eine Demonstration der individuellen Klasse der Iberer, denn mit einem 0:4 Lauf übernahmen sie abermals die Führung. In der Folgezeit entwickelte sich eine Partie, in der beide Teams auf Augenhöhe agierten. Die Gäste legten dabei ständig einen Treffer vor und das deutsche Team zog postwendend nach. Beide Trainer nahmen gegen Ende der ersten Hälfte einen Wechsel auf den Torhüterpositionen vor. Für Silvio Heinevetter rückte Carsten Lichtlein ins Gehäuse ohne zunächst wirkungsvoller zu agieren. Bei den Spaniern löste Arpad Sterbik den jüngeren de Vargas ab. Fünf Minuten vor dem Ende legten Gensheimer, Weinhold und Patrick Groetzki einen Zwischenspurt ein, der zur 15:13 Führung führte. Bis zum Pausensignal hielten die Adlerträger den Gegner mit zwei Toren auf Distanz und nahmen die 17:15 Führung mit in die Kabine.

 

Nach dem Wechsel zeigte der WM-Vierte, dass er sich nicht kampflos aus der SAP-Arena verabschieden wird und glich durch Canellas und Guardiola in den ersten Minuten aus. Die begeisterte Kulisse erlebte in der zweiten Halbzeit ein Kampfspiel auf sehr hohem technischem Niveau. Beiden Mannschaften unterliefen kaum Fehler und sie boten vor allem in der Abwehr sehr viel Engagement. Nach der Anfangsphase übernahm das deutsche Team jeweils die Führung und drängte die Gäste in die Rolle des Jägers. Zwei Faktoren beeinflussten in Hälfte zwei das Geschehen: zum einen steigerte sich Lichtlein und stärkte seiner Abwehr den Rücken, zum anderen spielte sich mit Niclas Pieczkowski ein Neuling im deutschen Team in den Vordergrund, den bisher wenige kannten. Der 25-Jährige vom TuS Nettelstedt-Lübbecke bestritt erst sein zweites Länderspiel, überzeugte aber auf den Spielmacherposition. Er brachte sehr viel Dynamik in das Angriffsspiel der Deutschen und erzielte außerdem noch fünf Tore. Zu Recht erhielt der junge Athlet seinen Beifall von den begeisterten Rängen. Er sorgte mit drei Treffern alleine dafür, dass seine Mannschaft zehn Minuten vor dem Ende noch mit 27:25 vorne lag. Die Spanier ließen sich aber nicht abschütteln und kamen vor allem über die beiden Flügelspieler Valero Rivera und Victor Tomas zu Toren. Linksaußen Rivera war es auch, der acht Minuten vor dem Schlusspfiff den Ausgleich zum 27:27 erzielte. Deutschland nahm eine Auszeit und das mit Erfolg. Kapitän Gensheimer brachte seine Farben sofort danach abermals in Front, was aber nicht lange hielt. Rivera glich noch in der gleichen Minute von der Siebenmeterlinie aus. Der Rest war an diesem Abend nur noch Kampf. Beide Abwehrreihen stemmten sich mit allen Mitteln gegen die Angreifer, ohne dabei unfair zu agieren. Als die Gäste für zwei Minuten in Unterzahl auf dem Feld waren, nutzten die Deutschen die numerische Überlegenheit und spielten Wiencek am Kreis frei. Der Kieler verwandelt die Gelegenheit zur 29:28 Führung anderthalb Minuten vor dem Ende. „Ich glaube, wir haben es noch nie geschafft mit fünf Unterbrechungen hintereinander den Gegner vom Tor weg zu halten“, meinte Gensheimer nach dem Schlusspfiff. Die Zuschauer hielt es die letzten vier Minuten nicht mehr auf den Sitzen. Die Halle trug die Adlerträger zum erhofften Sieg.