Rhein-Neckar-Löwen entscheiden Spitzenspiel für sich

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Karlsruhe (esch).  Nach den Vorstellungen, die die Rhein-Neckar-Löwen in den letzten Spielen gezeigt hatten und der deftigen Niederlage der Berliner Füchse gegen die SG Flensburg-Handewitt im letzten Heimspiel konnte man am Samstagnachmittag eigentlich eine einseitige Partie erwarten. Löwen Trainer Gudmundur Gudmundsson hatte jedoch davor gewarnt,  er prophezeite ein schweres Spiel. Die Mannschaft aus der Hauptstadt war unbedingt darauf aus, beide Punkte aus Mannheim zu entführen. Das Team von Trainer Dagor Sigurdsson will oben dran bleiben, um auch in der nächsten Saison international auflaufen zu dürfen.

VAndyor 11.642 Zuschauern wurde es in der SAP-Arena ein spannendes und meistens auch ein hochwertiges Spiel, in dem sich beide Mannschaften nichts schenkten. Die Badener setzten sich dann in der Schlussphase nach einer gewaltigen Steigerung auf allen Positionen doch noch entscheidend ab und sicherten sich mit 31:27 den dreizehnten Heimsieg in dieser Saison. Die Gelbhemden verteidigten den zweiten Tabellenrang und bleiben damit ersten Verfolger des THW Kiel.

Wie erwartet zeigten die Gäste vom Anpfiff weg ein anderes Gesicht als beim Heimspiel gegen Flensburg. Wieder mit dem ehrgeizigen Silvio Heinevetter zwischen den Pfosten, aber weiterhin ohne vier Stammspieler begannen die Füchse mit einer konzentrierten Deckung und störten früh die Angriffswelle der Hausherren. Im Angriff bauten sie ihr System geduldig auf und zwangen so die Löwen dazu offensiver zu agieren, wenn sie früher an den Ball kommen wollten. Die Lücken, die dadurch im Löwenzentrum entstanden nutzten die Gäste immer wieder zu einfachen Treffern. So bestimmten die Hauptstädter lange Zeit das Geschehen und die Gastgeber mussten ständig einem Rückstand von teilweise zwei Toren hinter her laufen. Der Verlauf der Partie wurde auch wesentlich beeinflusst, dass Torhüter Niklas Landin-Jacobsen in den ersten zehn Minuten keine Hand an den Ball brachte und deshalb durch Goran Stojanovic ersetzt wurde. Allerdings sah auch er kaum Land gegen die Würfe des Gegners. Bis Mitte der ersten Hälfte konnte keiner der Gelbhemden an die zuletzt gezeigten Leistungen anknüpfen mit Ausnahme von Spielmacher Andy Schmid. Der Schweizer Nationalspieler erwischte einen Sahnetag und konnte von den Berlinern zu keiner Zeit der Partie kontrolliert werden. In der Anfangsphase hielt er mit vier Toren sein Team allein auf Tuchfühlung mit den Gästen. Ab der zwölften Minute schalteten sich auch Patrick Groetzki, Alexander Petersson und Kim Ekdahl du Rietz ins Tore werfen mit ein, so dass die Löwen ganz allmählich aufschlossen. Erstmals gelang dem Tabellenzweiten in der 18. Minute der Ausgleich durch einen Tempogegenstoß von Rechtsaußen Groetzki, um aber sofort wieder durch die beiden Kreisläufer Thümmler und Nielsen mit zwei Treffern zurück zu liegen. Die Füchse schafften es immer wieder, wenn die Gastgeber offensiv attackierten, den Ball im letzten Moment an die Kreisläufer weiter zu leiten, die dann erfolgreich abschlossen. Die Badener glichen die Schwächen in der Abwehr jedoch durch gute Angriffsaktionen aus und blieben somit besser im Spiel. Die Schlussphase der ersten Hälfte war ein offener Schlagabtausch, in dem die Gäste immer wieder vorlegten, aber die Gelbhemden sofort den Gleichstand herstellten. Mit 16:16 ging man in die Schlussminute, in der Nachwuchstalent Wiede mit einem überraschend Hüftwurf Abwehr und Stojsnovic überwand, so dass die Füchse mit einer 16:17 Führung in die Pause gingen.

GedeonNach dem Wechsel schickte der Löwencoach wieder Landin-Jacobsen ins Tor und brachte auf Linksaußen Kapitän Uwe Gensheimer, der in der ersten Halbzeit geschont wurde. Der Nationalspieler hat seine Achillessehnen-Probleme noch nicht ganz überwunden. Das Team aus Baden zeigte vom Anpfiff weg eine andere Körpersprache, allen voran der Däne im Tor. Mit zwei Paraden gleich in den Anfangsminuten zeigte er seinen Fans, dass er jetzt da war. Vorne war jedoch weiterhin Schmid Alleinunterhalter. Mit zwei Toren glich er jeweils die Führung Berlins aus und kam mit dem nächsten Treffer nach der dritten Parade Landins zur ersten Führung für die Löwen. Zwar ging die Führung gleich durch einen Gegentreffer von Zachrisson  verloren, aber plötzlich war die Halle da. Die Löwenfans witterten Morgenluft und standen ab sofort voll hinter ihrer Mannschaft wie der achte Mann. Die SAP-Arena lieferte dann die Anfeuerung, die die Löwen endgültig nach vorne trieben. Zwar gerieten die Gastgeber noch einmal mit zwei Toren in Rückstand, aber sie ließen sich nicht mehr bremsen, sondern hielten voll dagegen. Die Abwehr agierte effektiver und somit konnten die Gelbhemden auch nach vorne mehr Druck ausüben. Mitte der zweiten Hälfte erzielte Sergey Gorbok die 25:24 Führung und Torhüter Landin-Jacobsen vereitelte die nächste Chance der Gäste.  Auszeit der Löwen. Danach scheiterte Peterson an Heinevetter und im Gegenangriff war plötzlich Nielsen am Kreis frei und schon war der Ausgleich perfekt. Einer Fahrkarte durch Gorbok folgte eine Parade des Löwen-Torhüters gegen Wiede, also weiterhin Unentschieden. Aber die Halle ließ nicht locker und sorgte für entsprechend Lärm. Spielmacher Schmid hatte seinen Torhunger noch nicht gestillt und überwand den deutschen Nationaltorhüter zum elften Male. Auf der anderen Seite übernahm dann Iker Romero Verantwortung und glich zum 26:26 aus. Mit diesem Zwischenstand ging es in die letzten zehn Minuten und die Begegnung stand auf des Messers Schneide. Trainer Sigurdsson nahm die nächste Auszeit, um sein Team für die Schlussphase zu ordnen, aber seine Jungs vergaben die nächste Gelegenheit. Gudmundsson schickte Du Rietz für Gorbok auf das Parkett und der Schwede netzte zur 27:26 Führung ein. Danach kam die große Zeit von Landin-Jacobsen, der zuerst Jaschka und anschließend Igropulo die Grenzen aufzeigte. Der dänische Weltklassemann ermöglichte so seinen Vorderleute selbst einmal mit zwei Treffern in Front zu gehen. Unter dem unbeschreiblichen Jubel der Löwen Anhänger hämmerte du Rietz einen  Versuch in die Maschen des Berliner Gehäuses und legte in der 54. Minute den Grundstein für den möglichen Heimsieg. Im Gegenzug scheiterte Iker Romero am Torhüter der Gelbhemden und es ergab sich die nächste Chance den Sack zu zumachen. Kapitän Gensheimer war nun an der Reihe. Mit einer exzellenten Finte narrte er die Gästeabwehr und ließ auch Heinevetter keine Chance. Erstmals drei Tore Vorsprung und nur noch fünf Minuten auf der Uhr, würde das reichen?   Schon mit dem folgenden Angriff der Gäste mussten wieder Zweifel aufkommen, denn Nielsen verkürzte mit seinem siebten Torerfolg auf 29:27. Die Gäste schwächten sich jedoch selbst, denn Igropulo foulte Schmid und musste für zwei Minuten auf die Bank. Die Überzahl nutzte der Schweizer zu seinem zwölften Treffer und zur 30:27 Führung anderthalb Minuten vor dem Ende. In der restlichen Spielzeit standen die Personen im Blickpunkt, die der gesamten Partie den Stempel aufgedrückt hatten. Landin-Jacobsen, der in Hälfte zwei bewies, was er zu leisten im Stande ist, verwehrte dem spanischen Kapitän der Füchse, Iker Romero, den fünften Treffer und anschließend blitzte noch einmal Heinevetters Können auf, der zweimal hintereinander gegen Gedeon Guardiola zur Stelle war. Den Schlusspunkt in diesem Topspiel setzte dann Andy Schmid, der alle überragende Akteur an diesem Nachmittag, der mit seinem dreizehnten Tor das Endergebnis von 31:27 für seine Löwen markierte.

 

Stimmen zum Spiel:

Trainer Gudmundsson: „Berlin hat uns immer mit dem gleichen System nach vorne gelockt und hat dann sein Spiel aufziehen können. In der Halbzeit haben wir darüber geredet und haben in der zweiten Hälfte kompakter gestanden und sind nicht mehr so offensiv geworden. Niklas Landin-Jacobsen hat dadurch auch besser ausgesehen und viel besser gehalten. Seine Leistung war in der zweiten Halbzeit sehr gut. Ich fand auch, dass wir in diesem Spiel zu viele Fehler gemacht haben, vor allem unnötige Passfehler und das hat uns das Leben schwer gemacht.“

Andy Schmid: „Ich möchte mich nicht in den Vordergrund stellen. Es ist mir aber heute gelaufen. Ich bin sehr glücklich und werde heute sicher gut schlafen. Aber in solch einem Spiel zeigt es sich eben, dass wir in der Mannschaft einen guten Geist und einen guten Charakter haben. Nur so kann man solche Spiele noch gewinnen und es macht einfach Spaß in der Mannschaft zu spielen. Wir wollten heute mit aller Kraft gewinnen und das haben wir geschafft.“

Uwe Gensheimer: „Ich merke schon, dass es mit meinem Fuß immer noch nicht ganz ok ist. Aber ich hoffe, dass es weiter so aufwärts geht wie in den letzten zehn Tagen. Von außen sieht man das Spiel meistens etwas anders und kann daher den Jungs Tipps geben, was man anders machen könnte. Man erkennt vielleicht die Fehler, die gemacht werden und kann mit den Jungs in den Pausen reden. Wir können uns so gegenseitig helfen.“

 

Für die Rhein-Neckar Löwen spielten: Niklas Landin-Jacobsen, Goran Stojanovic (10.-30.)  –    Andy Schmid (13/2), Uwe Gensheimer (1), Zarko Sesum, Issaias  Guardiola, Nikolai Manojlovic (1) ,Sergey  Gorbok (2), Patrick Groetzki (4), Gedeon  Guardiola (2), Alexander Petersson (2), Kim Ekdahl du Rietz (5), Stefan Sigurmannsson (1),

Für die Füchse Berlin spielten: Petr Stochl, Silvio Heinevetter  –  Colja Löffler (2), Fabian Wiede (1), Jonas Thümmler (1), Denis Spoljaric, Markus  Richwien, Jaron Siewert, Iker Romero (4), Mattias Zachrisson (2), Bartlomiej Jaszka (2), Konstantin Igropulo (5), Jesper  Nielsen (7), Frederik Petersen (3)

Quelle: Erich Schütt, Fotos: Claudia Schmitt