Handball-Badenliga: Hockenheim verliert nach ganz großem Kampf gegen den Spitzenreiter 21:22

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HSV Hockenheim

„Solch eine Niederlage geht unter die Haut“

Das hat es in der 25-Jährigen Geschichte der Hockenheimer Jahnhalle noch nicht gegeben. Da hat gerade der gastgebende HSV sein Spiel in der Handball-Badenliga gegen den souveränen Tabellenführer TV Knielingen mit 21:22 (12:8) verloren und dennoch stehen die einheimischen Zuschauer Spalier und spenden minutenlang Ovationen für ihre Mannschaft. „Das hat uns gut getan, denn diese Niederlage ging doch ganz schön unter die Haut. Wir haben ein fast schon geglaubtes Spiel in dieser hektischen Endphase noch aus den Händen geben müssen“, ärgerte sich auf HSV-Seite Geburtstagskind Felix Gubernatis, der ebenso wie seine Mannschaftskameraden ein großes Spiel abgeliefert hatte.

Hockenheims Trainer Haris Halilovic war ebenso geschafft: „Das war heute Werbung für den Badenliga-Handball. Beide Teams haben ein tolles Spiel abgeliefert, mit vielen Höhepunkten. Wir hätten nach dieser sehr guten ersten Halbzeit zumindest einen Punkt verdient gehabt. Aber Handball kann doch so brutal sein…“ Ins selbe Horn stieß auch sein Knielinger Gegenüber Tobias Job: „Der HSV hätte in diesem denkwürdigen Spiel ein Unentschieden haben müssen. Wir sind über weite Strecken gegen diesen hoch motivierten Gegner gar nicht zurecht gekommen. Auf dem Weg zu einem möglichen Titelgewinn war das heute für uns aber ein Meilenstein. Auch solche dreckigen Siege zählen am Ende…“

Gegen den Tabellenführer wollte der HSV eigentlich sein derzeitiges Bestaufgebot nominieren, doch es kam alles anders. Janis Wolf stand nach überstandener Infektion wieder bereit, doch im Abschlusstraining hatte es Alexander Volz (Fußverletzung) und Torwart Pascal Lang, der wohl um eine Knieoperation nicht herumkommen wird, erwischt. Deshalb wurde kurzfristig Max Lutz von der eigenen „Zweiten“ als zweiter Keeper nachnominiert. Sergiu Dumitru verfolgte auf Krücken die Partie.

Das Spiel selbst war von taktischen Besonderheiten geprägt. Da stand die HSV-Defensive in Halbzeit eins so sicher wie noch nie in dieser Saison. Philippe Schinke, Felix Gubernatis, Mark Zorn, Daniel Müller, Mirko Hess und vor allem Torwart David Rojban mit 13 abgewehrten Bällen lieferten den sieggewohnten Karlsruher Vorstädtern einen beherzten Fight mit nur ganz wenigen Fehlern und im Angriff nutzten Dymal Kernaja, Pascal Freiseis, Janis Wolf, Schinke und Hess ungewohnte Freiräume.

Die Knielinger Werfer Daniel Schunk, Felix Kracht, Hannes Abt und Benjamin Borrmann waren in dieser Spielphase fest unter Kontrolle des HSV, der sich nach dem 3:3 in der siebten Minuten innerhalb von nur acht Minuten auf 9:3 absetzen konnte. In dieser Zeit gelang den Rennstädtern alles, die eigenen Anhänger rieben sich die Augen. Erst ein vergebener Siebenmeter beendete den HSV-Sturmlauf und Knielingen kam näher. Mit dem Pausenpfiff verkürzte Schunk zum 12:8-Pausenstand.

Im zweiten Durchgang wurde dann der HSV überrascht. TVK-Coach Job setzte fast über die gesamten 30 Minuten einen siebten Feldspieler ein. Mit dieser gewagten taktischen Variante kam der HSV nicht zu recht. Immer wieder standen die Knielinger Außenspieler frei und trafen. In der 48. Minute war der Gast bis auf einen Treffer (17:16) heran gekommen. Und ausgerechnet in dieser entscheidenden Phase ließ Hockenheim zwei weitere Strafwürfe aus.  Die Spannung war kaum mehr zu überbieten, zumal der TVK in der 52. Minute erstmals zum 18:18 ausgleichen konnte. Und als in den letzten drei Minuten auch die beiden Schiedsrichter mit unglücklichen Entscheidungen gegen den HSV für großen Unmut sorgten, brachte Schunk den Gast in der 58. Minute mit 21:20 nach vorn. Wolf konterte kurz danach zum Ausgleich, doch Abts Treffer in der Schlussminute sorgte für den Gästesieg.

Ganz nüchtern bewertete Hockenheims Betreuer Hubert Renz das Spiel: „Heute hat jeder gesehen, dass der HSV lebt. Trotz der Niederlage steigt unsere Leistungskurve nach oben. Wir haben das Tal ganz offensichtlich verlassen.“

HSV: Rojban, Lutz; Freiseis (4), Müller, Wolf (4/1), F. Gubernatis (1), Hess (2), Volz, Kauther, Zorn (3), Schinke (3), Kernaja (4).   teu