Löwen schaffen mit viel Herz das Final Four

0
1036
!! Bitte nicht als Titelbild verwenden! Darstellungsfehler !!

Mannheim/Karlsruhe (esch). Schon wenige Tage nach dem Spitzenspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt war die SAP-Arena in Mannheim erneut Schauplatz eines Handball Krachers, denn die Rhein-Neckar Löwen empfingen im Pokal Viertelfinale den deutschen Meister THW Kiel. Wie im vergangenen Jahr trafen die beiden zurzeit besten Teams schon vor dem Final Four aufeinander und einer von ihnen musste also vorzeitig die Segel streichen. Die Halle war schon vor dem Anpfiff richtig heiß und die 12 070 Zuschauer sorgten für den würdigen Rahmen für dieses Viertelfinale. Die Löwen wiederholten die Leistung aus der letzten Saison und fertigten Kiel in eigener Halle ab. Die Badener fahren also zum achten Mal nach Hamburg und treffen im Final Four auf den Titelverteidiger Füchse Berlin, den SC Magdeburg und die SG Flensburg-Handewitt, also ein illustres Quartett.

Obwohl die Gastgeber in der Anfangsphase zweimal durch ihren Kapitän Uwe Gensheimer in Führung gehen konnten, wirkten sie reichlich nervös und agierten in vielen Situationen zu hektisch. Der Deutsche Meister nutzte dies eiskalt aus und glich nicht nur durch Vujin und Spielmacher Canellas aus, sondern zog durch einfache Treffer von Vujin und der Flügelzange Klein/Sprenger zu einer frühen Führung mit drei Toren. Trainer Nicolaj Jacobsen war das entschieden zu viel und er legte den grünen Karton auf den Zeitnehmertisch. Nach der Auszeit zeigten Andy Schmid und Bjarte Myrhol, dass die Löwen nicht gewillt waren, das Spiel einfach weg zu schenken. Aber die Norddeutschen blieben in der Erfolgsspur und legten immer wieder zwei Tore vor, vor allem weil Torhüter Niklas Landin in der ersten Viertelstunde selten die Hand an den Ball brachte. Welche Bedeutung ein Torhüter im Handball haben kann, stellte der dänische Weltklassemann dann unter Beweis. Beim Stand von 7:9 für den THW stand Landin dem Ex-Nationalspieler Sprenger beim schnellen Gegenstoß im Wege und tötete beim nächsten Angriff der Gäste einen Siebenmeter von Canellas. Seine Vorderleute verarbeiteten die Ballgewinne ihres Keepers zu zwei einfachen Toren und glichen in der 18. Minute aus. Die Löwen waren damit erst richtig drin in der Partie. In der restlichen Spielzeit der ersten Hälfte sahen die Zuschauer eine abwechslungsreiche und auch spannende Begegnung, in der sich die Teams in der Führung abwechselnden. Zur Pause lagen die Badener mit 15:14 in Front, vor allem weil sie Landin in blendender Verfassung im Kasten hatten. Der Däne machte ab der 16. Minute sechs Chancen des Gegners zunichte.

Nach dem Wechsel erwischten die Schützlinge von Trainer Jacobsen einen guten Start und legten erstmals zwei Tore vor, kassierten aber sofort wieder den Anschluss. Gensheimer scheiterte mit einem Siebenmeter an Sjöstrand, verwertete aber die nächste Chance von der Linie zum 17:15. Diesen Vorsprung verteidigten die Gelbhemden auch in Unterzahl. Wieder vollzählig erhöhten die Löwen unter lautstarker Unterstützung der Halle noch einmal das Tempo. Petersson entwischte den Kielern zur 18:16 Führung und im folgenden Angriff unterlief Weinhold ein technischer Fehler. Mit der zweiten Welle kam Mads Mensah Larsen in Wurfposition und wurde von Sprenger gefoult, was eine Zeitstrafe und einen Strafwurf zur Folge hatte. Gensheimer nahm die Chance wahr und erhöhte auf 19:16. Nach einem Ballverlust von Palmersson ging es wieder schnell nach vorne und der isländische Nationalspieler Petersson netzte eiskalt ein. Vier Tore vorne und die Halle stand Kopf. Doch plötzlich unterliefen den Gelbhemden innerhalb von zwei Minuten vier unglaubliche Fehler und der Tabellenführer der Bundesliga glich aus. Der Experte bei „Sport1“, Daniel Stephan, bezeichnet es als sehr leichtfertig und „einer Spitzenmannschaft nicht würdig“, was die Löwen da produziert hatten. Trainer Jacobsen nahm die nächste Auszeit und stellte sein Team neu ein. Mit Erfolg, denn Kim Ekdahl du Rietz brachte seine Farben abermals in Front und Gensheimer drehte die nächste Gelegenheit ins Gehäuse der Kieler. Das Spiel stand nun auf des Messers Schneide. Nach dem 22:21 durch du Rietz vergaben die Zebras den dritten Siebenmeter und wieder hatte Landin seinen Anteil daran. Gensheimer war endgültig im Spiel und versenkte den nächsten Wurf von Linksaußen. Der folgende Angriff sah Groetzki frei auf seiner Lieblingsposition und auch er drehte den Ball an Sjöstrand vorbei in die Maschen, 25:23. Die Halle wurde zum Hexenkessel als Landin auch den Siebenmeter von Jicha entschärfte und du Rietz den schnellen Gegenstoß in den Kasten der Zebras hämmerte. Wieder lagen die Hausherren drei Treffer in Front, aber es waren noch acht Minuten zu spielen. Trainer Gislason nahm eine Auszeit und wechselte erneut den Torhüter. Die Norddeutschen kamen mit neuem Schwung aus der Auszeit zurück und erzielten den Anschluss zum 26:25, noch sechs Minuten auf der Uhr. Der Löwentrainer legte den grünen Karton und stoppte den Lauf der Gäste. Fünf Minuten vor dem Ende fiel das wohl spektakulärste Tor. Palicka parierte einen Wurf von Groetzki und Gensheimer griff sich den Abpraller. Der Kapitän warf aber nicht auf das Tor, sondern bediente Petersson an der Kreismitte, der sicher verwandelte. Die Zebras kamen durch Weinhold noch einmal heran, aber Myrhol und Petersson machten in der Schlussphase endgültig den Sack zu und die Löwen feierten mit ihren Fans ausgelassen den Einzug ins Final Four.

Trainer Jacobsen bedankte sich auf der Pressekonferenz vor allem beim Publikum: „Einen riesen Dank an die Zuschauer, sie haben uns in der zweiten Halbzeit in den schwierigen Phasen getragen und hatten einen Anteil am Sieg“, sagte Jacobsen.

„Dass die Löwen hier siegreich bestehen konnten waren zwei Dinge wesentlich. Zum einen war es Landin, der nach einer Viertelstunde eine bessere Leistung zeigte als seine Kontrahenten auf der Kieler Seite. Zum anderen haben es die Zebras in der zweiten Hälfte nicht einmal mehr verstanden in Führung zu gehen. Die Löwen haben dann verdient gewonnen.“

Weitere Stimmen zum Spiel folgen in einem nächsten Bericht.

 

 

Für die Rhein-Neckar Löwen spielten: Niklas Landin, Bastian Rutschmann –  Andy Schmid (3), Uwe Gensheimer (6/3), Stefan Kneer, Stefan Sigurmannsson, Bjarte Myrhol (6), Mads Mensah Larsen, Harald Reinkind, Marius Steinhauser, Patrick Groetzki (4), Kim Ekdahl du Rietz (5), Alexander Petersson (5), David Ganshorn

Für den THW Kiel spielten: Johan Sjöstrand, Andreas Palicka – Domagoj Duvnjak (3), Rene Toft Hansen (3), Christian Sprenger (2/1), Steffen Weinhold (3), Patrick Wiencek, Niclas Ekberg, Rasmus Lauge Schmidt, Joan Canellas (2/1), Aaron Palmarsson, Dominik Klein (5), Filip Jicha (1), Marko Vujin (7