Ein überragender Andreas Palicka und eine tolle erste Hälfte bezwingen den SCM

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(es) Vor dem Spitzenspiel der DKB Handball-Bundesliga zwischen dem deutschen Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen und dem aktuellen Tabellendritten SC Magdeburg in der Mannheimer SAP-Arena blickten die Fans aus beiden Lagern mit gemischten Gefühlen auf die Ergebnisse ihrer Lieblinge in den letzten Wochen. An diesem Abend war aber zumindest das Löwenrudel völlig aus dem Häuschen. Die Schützlinge von Trainer Nikolaj Jacobsen boten nach langer Durststrecke wieder einmal eine herausragende Leistung. Die Badener dürften nach dem 28:22 Erfolg dafür gesorgt haben, dass die Anzahl der Kritiker wieder kleiner werden wird.

Die Hausherren waren von Trainer Nikolaj Jacobsen hervorragend eingestellt worden und sorgten nach einem etwas nervösen Start, in dem die Verunsicherung der letzten Begegnungen noch zu spüren war, für ein wahres Feuerwerk. Ab der zehnten Minute beim Stand von 3:2 für die Löwen dominierte nur noch die Mannschaft in Gelb. Die Gäste die bis zu dieser Partie einen Schnitt von 31 Treffer pro Spiel zu Buche stehen hatten, fanden mit zunehmender Spieldauer fast kaum noch Lösungen gegen das Abwehrbollwerk der Gastgeber. Zu der aggressiven 6:0 Deckung gesellte sich auch noch ein überragender Andreas Palicka im Gehäuse der Löwen. Der schwedische Nationaltorhüter brachte mit einer Quote von über 50 Prozent gehaltenen Bällen, die gegnerischen Angreifer fast zur Verzweiflung. Bennet Wiegert versuchte mit verschiedenen taktischen Veränderungen seinem Team zu helfen, aber gegen den Siegeswillen und die Leidenschaft mit der vor allem der Mittelblock der Gastgeber mit Ilija Abutovic und Gedeon Guardiola zu Werke ging war an diesem Abend kein Kraut gewachsen. Von den vielen Ballgewinnen profitierten vor allem die Angreifer des Pokalsiegers. Die beiden Außen Gudjon Valur Sigurdsson auf links, der wieder einsatzbereite Patrick Groetzki von rechts und ein Kreisläufer der Kategorie Spitzenklasse, Jannik Kohlbacher, schossen die Gäste fast im Alleingang ab. Wie hoch konzentriert die Jacobsen Truppe agierte, zeigte Guardiola mit zwei „empty Goals“, als er Ballgewinne aus der eigenen Hälfte im leeren Gehäuse des SCM unterbrachte. Trainer Wiegert versuchte in dieser Phase mit einem zusätzlichen Feldspieler Boden gut zu machen. Die Gastgeber hatten sich Mitte der ersten Hälfte in solch einen Rausch gespielt, dass ihnen fast Alles gelang. Unter dem Jubel von mehr als 8000 Zuschauern wurden die Badener mit einer 18:8 Führung in die Pause verabschiedet. Die Rhein-Neckar Löwen setzten in den ersten dreißig Minuten die Taktik ihres Chefcoachs weitgehend um und boten wohl die beste Hälfte in dieser Runde.

 

Nach dem Wechsel schien das Festival aus dem ersten Durchgang sich für die Gastgeber fortzusetzen. Sigurdsson und Alexander Petersson hielten mit ihren Toren die Magdeburger bei einer Differenz von zehn Toren. Allerdings genehmigte sich das Löwenteam eine Schwächeperiode, in der nur ein Tor gelang. Bei den Gästen arbeiteten Michael Damgaard und Nationalspieler Matthias Musche eifrig daran, dass die Partie für ihr Team nicht zum Debakel wurde. Bis zur 42. Minute verkürzten sie den Rückstand auf 22:15 und zwangen Löwenbändiger Jacobsen zur Auszeit. Im folgenden Abschnitt überragten auf beiden Seiten die Torhüter. Dario Quenstedt, der vor der Pause den glücklosen Jannick Green ablöste und der überragende Palicka nagelten ihre Hütten für sechs Minuten total zu. Groetzki beendete die Torflaute mit einem schnellen Gegenstoß und gab für seine Kameraden das Signal, das Tempo wieder zu erhöhen. Kohlbacher und Petersson stellten mit ihren Treffern die Differenz wieder auf zehn und machten somit in der 50. Minute den Sack endgültig zu. Die Badener schalteten in der Schlussphase noch einmal einen Gang zurück und ermöglichten so, dass das Team aus der Hauptstadt von Sachsen-Anhalt noch Ergebniskosmetik betreiben konnte. Dem SCM, der zu Beginn der Runde mit glänzendem Handball die Liga überraschte und zu den großen Dreien aufschloss, kam aber nicht mehr dazu die Schlussphase spannend werden zu lassen.

Die Löwen wurden nach dem Schlusspfiff zurecht von ihren Fans wieder einmal richtig gefeiert. Im ersten Durchgang boten Kapitän Andy Schmid, der in dieser Partie mehr als Regisseur unterwegs war, und seine Kameraden phasenweise traumhaften Handball und wiesen die Gäste eindeutig in die Schranken. So will das Löwenrudel das Team eigentlich immer sehen. Im zweiten Abschnitt schraubten die Hausherren das Tempo eindeutig zurück und Bennet Wiegert und seine Jungs konnten das Treffen angenehmer gestalten. Der SCM hat im Moment etwas den Anschluss an Kiel und die Rhein-Neckar Löwen verloren, während der Titelverteidiger Flensburg-Handewitt nach seinem Erfolg in Melsungen weiter ohne Verlustpunkte vorne weg marschiert.

Der Pokalsieger hat jetzt noch einen heißen Dezember vor sich. In der Bundesliga warten noch dicke Brocken auf die Gelbhemden. Schon am Samstag steigt in Göppingen das BW-Derby. In der „Hölle Süd“ wollen die Löwen den heute gezeigten Aufschwung auf jeden Fall fortsetzen. Vor den Feiertagen stehen dann noch die beiden Heimspiele gegen den TSV Burgdorf und den TVB Stuttgart auf dem Plan, ehe dann am zweiten Weihnachtstag das wichtige Spitzenspiel beim THW Kiel ansteht. Zwischen diesen Aufgaben gilt es für Trainer Jacobsen und seine Jungs noch im Pokal den Schritt ins Final Four zu vollziehen. Dazu muss aber noch die Hürde bei den Füchsen Berlin überwunden werden. Ein volles Programm für die Gelbhemden.

 

Für die RNL: Mikael Appelgren, Andreas Palicka  –  Andy Schmid, Vladan Lipovina (1), Gudjon Valur Sigurdsson (9/2), Bogdan Radivojevic, Jerry Tollbring (1/1), Ilija Abutovic, Mads Mensah, Steffen Fäth, Patrick Groetzki (4), Filip Taleski, Gedeon Guardiola (3), Alexander Petersson (4), Jesper Nielsen, Jannik Kohlbacher (6),

Für den SCM spielten: Jannick Green, Dario Quenstedt – Zeljko Musa (1), Piotr Chrapkowski, Luka Baumgart, Matthias Musche (7/3), Justus Kluge, Daniel Petersson (1), Juan de la Pena, Ignacio Plaza Jimenez (1), Carlos Molina, Mads Christiansen (1), Albin Lagergren (1), Marko Bezjak (1), Michael Damgaard (9)