Die SAP-Arena erlebte zum Auftakt der Champions League Tempohandball pur

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EHF-Champions-League:  Rhein-Neckar Löwen –  FC Barca Lasse  35:34  (16:13)

Die SAP-Arena war am Mittwochabend Schauplatz des Auftaktes zur Champions League Saison 2018/19 zwischen dem mehrfachen Gewinner FC Barcelona und dem deutschen Vizemeister Rhein-Neckar Löwen. 6018 Zuschauer waren Zeuge eines Handballkrimis, bei dem immer wieder eines der beiden Teams den Takt vorgab. Als die Hausherren zehn Minuten vor dem Ende auf 31:24 enteilt war schien die Suppe für die Anhänger der Badener gegessen zu sein, aber die Spanier entdeckten ihre Kampfkraft und schalteten noch einmal einen Gang höher. In der 56. Minute hatten die Gäste dank des wurfgewaltigen Timothey N’Guessan den Anschluss zum 32:30 geschafft und zwangen den Löwencoach eine Auszeit zu nehmen.

Der deutsche Pokalsieger hatte sich in dieser Phase selbst in Schwierigkeiten gebracht. Die Abwehr agierte nicht mehr mit der bis dahin gezeigten Konzentration und im Angriff kam es zu unnötigen Ballverlusten, die von den Gästen konsequent bestraft wurden. Patrick Groetzki baute mit seinem fünften Treffer (bei fünf Versuchen) die Führung wieder auf drei Tore aus. Raul Entrerrios verkürzte mit einer schnellen Mitte den Rückstand sofort wieder. Mads Mensah Larsen behielt die Übersicht und legte knapp drei Minuten vor dem Abpfiff abermals drei Treffer vor, sodass Trainer Xavier Pascual Fuertes zum dritten Mal den grünen Karton zückte. Der französische

Mads Mensah trug fünf Treffer zum Sieg bei (Foto: cls)

Rückraumhüne in Reihen der Katalonen hämmerte bei der nächsten Gelegenheit die Harzkugel zum 34:32 in die Maschen des Löwen Tores. Trainer Fuertes hatte seine 6:0 Deckung aufgelöst und versuchte mit einer 3:3 Formation doch noch die Wende herbeizuführen. Die Gastgeber hatten inzwischen Andreas Palicka für den bis dahin überragenden Mikael Appelgren ins Tor beordert und entschieden mit diesem Schachzug die Partie zu ihren Gunsten. Aitor Arino eroberte im Mittelfeld den Ball und zog alleine auf Palicka zu. Der schwedische Nationaltorhüter blieb gelassen und wehrte mit einer Glanztat den Schnellangriff ab. Die Spanier waren konsterniert und ermöglichten Mads Mensah siebzig Sekunden vor dem Ende den Sack endgültig zuzumachen. Barcelona verkürzte zwar noch auf 35:34, konnte aber den Erfolg des deutschen Vizemeisters nicht mehr verhindern. Die Löwen haben mit diesem Erfolg ein Ausrufezeichen gesetzt.

 

Zu Beginn der Partie sah es jedoch vollkommen anders aus. Die ersten Angriffsversuche von Steffen Fäth und Kapitän Andy Schmid wurden eine Beute des reaktionsschnellen Moreno Perez de Vargas im Tor der Katalanen. Seine Ballgewinne nutzten seine Vorderleute zur schnellen 2:0 Führung. Linkshänder Alexander Petersson markierte mit einer feinen Einzelleistung zwar den ersten Treffer für sein Team, aber die Gäste bestimmten weiter die Begegnung, sodass Trainer Nikolaj Jacobsen schon in der sechsten Minute den grünen Karton zückte. Der Löwenbändiger fand die richtigen Worte und seine Jungs setzten diese in die Tat um. Die Badener trugen ihre Angriffe konsequenter vor und erhöhten vor allem das Tempo. Mit zwei schnellen Gegenstößen erzielten Petersson den Ausgleich und anschließend Jannik Kohlbacher die erste Führung für seine Farben. Bis zum Schlusspfiff gaben die Jacobsen Schützlinge die Führung nicht mehr aus der Hand. Fuertes konnte selbst mit zwei Auszeiten den Lauf der Heimmannschaft nicht mehr bremsen. Unter der Regie von Schmid zogen die Löwen unaufhaltsam auf 14:8 davon und wurden von den Rängen frenetisch angefeuert. Plötzlich schlichen sich technische Fehler bei den Hausherren ein und für fünf Minuten landete kein Wurf mehr im gegnerischen Netz. Die Gäste konnten von der Torflaute nicht sonderlich profitieren und kamen in dieser Phase zur zu zwei Gegentoren. In der Schlussphase der ersten Hälfte brachte beide Trainer den siebten Feldspieler auf die Platte. Bis zum Pausensignal kamen die Katalanen zwar auf 16:13 heran, lösten bei den Fans der Löwen keine Furcht aus.

 

Die Gäste hatten nach dem Wechsel Anspiel und wollten sofort ein Zeichen setzen, dass

Patrick Groetzki brachte fünfmal die Harzkugel im Gehäuse der Katalanen unter (Foto: cls)

sie gewillt waren, dem Spiel nun die entscheidende Wende zu geben. Doch der Schuss ging nach hinten los. Nach einem Fehlwurf von Dos Santos markierte Kohlbacher im Gegenzug das 17:13. Mads Mensah, der in der zweiten Hälfte den Platz von Fäth einnahm, netzte in den beiden nächsten Angriffen ein und baute den Vorsprung wieder auf sechs Treffer aus. Dann waren die Gäste wieder an der Reihe und erarbeiteten sich einen 0:3 Lauf, der sie auf 19:16 heranführte. Aber Appelgren stoppte den Lauf der Gäste und parierte Versuche von Aron Palmersson und Dika Mem. Beide Mannschaften agierten in dieser Phase erneut mit dem siebten Feldspieler, wobei die Badener mehr Gewinn daraus ziehen konnten. Mit sehenswerten Würfen hielten Groetzki, Petersson und vor allem Gudjon Valur Sigurdsson die Katalonen lange Zeit mit fünf, sechs Toren auf Distanz. Bis zur 50. Minute hatten die Löwen den Widersacher aus Spanien scheinbar sicher im Griff, ehe die Partie in den letzten zehn Minuten langsam aber sicher zu einem Handballkrimi ausartete. Wie schon geschildert hatten die Hausherren letztendlich das bessere Ende für sich.

Bester Werfer beim deutschen Vizemeister war Linksaußen Sigurdsson mit sechs Kisten, darunter zwei Siebenmeter. Je fünfmal waren Kapitän Schmid, Groetzki, Mensah und Kohlbacher erfolgreich.

 

Für die Löwen spielten: Mikael Appelgren, Andreas Palicka – Andy Schmid (5), Vladan Lipovina, Gudjon Valur Sigurdsson (6/2), Bogdan Radivojevic, Jerry Tollbring, Ilija Abutovic, Mads Mensah Larsen (5), Steffen Fäth (4), Patrick Groetzki (5), Filip Taleski, Gedeon Guardiola (1), Alexander Petersson (3), Jesper Nielsen (1), Jannik Kohlbacher (5)

Für Barca Lassa spielten: Moreno Perez de Vargas, Kevin Möller – Casper Mortensen (1), Victor Tomas (1), Raul Entrerrios (2), Cedric Sorhaindo (1), Lasse Andersson (1), Aitor Arino (1), Timothey N’guessan (8), Aleix Gomez Abello (11/7), Goncalves Dos Santos, Jure Dolenec, Dika Mem (3), Gilberto Duarte, Aron Palmarsson (2), Ludovic Fabregas (3)