Die Rhein-Neckar Löwen knöpfen FC Barcelona einen Punkt ab

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EHF-CL:  Rhein-Neckar Löwen. :  FC Barcelona.  31:31.  (12:18)

 

In der letzten Spielminute gab im weiten Rund der SAP-Arena in Mannheim niemand der 6.059 Zuschauern mehr einen Pfifferling für den Deutschen Meister Rhein-Neckar Löwen gegen den spanischen Titelträger FC Barcelona. Im ersten Spiel der Gruppenphase der Handball Champions League hatten die Gastgeber in der ersten Hälfte meistens das Nachsehen und lagen beim Wechsel mit 12:18 zurück. Mit einer enormen Leistungssteigerung im zweiten Durchgang erkämpften sich die Löwen in der 43. Minute den Ausgleich und ließen sich vom großen Mitfavoriten auf den Titel nicht mehr abschütteln. Als Patrick Groetzki in letzter Sekunde zum 31:31 Endstand einnetzte, stand die Arena Kopf.

Harald Reinkind erwies sich in Hälfte eins als treffsicher (Foto: cls)

Nur 48 Stunden lagen zwischen dem Kampfspiel in der HBL gegen den VfL Gummersbach und dem Spitzentreffen in der Champions League und damit wenig Pause für die Schützlinge von Trainer Nikolaj Jacobsen, um sich gezielt auf den spanischen Titelträger vorzubereiten. Daher war es nicht verwunderlich, dass die Mannschaft von Meistertrainer Xavier Pascual Fuertes zunächst die Akzente setzte. Der FC Barcelona zieht schnell auf 1:4 davon, weil die Abwehr der Deckungsverband der Hausherren kaum Zugriff auf die Angreifer der Startruppe bekam. Zwar gelang es den Gelbhemden ab der fünften Minute immer wieder kleine Nadelstiche zu setzen wie zwei Treffer von Harald Reinkind oder das Tor von Mads Mensah Larsen zum 4:6, aber leichte Fehler im Angriff wurden von den Blau-Roten umgehend wieder mit einem Gegentreffer bestraft. Deshalb nahm Trainer Jacobsen schon nach zehn Minuten die erste Auszeit. Es folgte die beste Phase der Löwen in der ersten Halbzeit und brachte in der 14. Minute den Ausgleich durch Kapitän Andy Schmid, der einen Ballgewinn seines Torhüters Mikael Appelgren im leeren Tor der Gäste unterbrachte. Borko Ristovski, der an alter Wirkungsstätte glänzte, hatte seinen Arbeitsplatz während einer Zeitstrafe gegen Victor Tomas für einen sechsten Feldspieler geräumt. Sofort war die Halle da, wurde aber wieder zusehends leiser als die Katalanen erneut leichte Fehler der Badener mit Gegentoren bestraften. In der Schlussphase der ersten Hälfte hatte der Deutsche Meister kaum noch etwas entgegen zu setzen und lag zur Pause schon 12:18 zurück. Die Löwen schienen zu diesem Zeitpunkt schon abgeschrieben zu sein.

Nach dem Wechsel brachte Cheftrainer Jacobsen mit Andreas Palicka seinen zweiten Torhüter und leitete damit eine Wende ein. Der Schwede war sofort im Spiel und parierte den ersten Wurf auf sein Tor. Vorne trafen seine Kollegen plötzlich genauer und

Hendrik Pekeler wurde Man of the Match (Foto: cls)

verringerten angeführt von Spielmacher Schmid den Rückstand bis zur sechsten Minute auf 18:20. Barcelona sah sich zur Auszeit gezwungen. Im folgenden Abschnitt stand auf beiden Seiten die Nummer zwölf im Brennpunkt. Sowohl Ristovski als auch Palicka verhinderten mit Glanzparaden weitere Torerfolge. Die Anhänger der Badener wittern Morgenluft und feuern die Gelbhemden unaufhörlich an. Schmid bedient seinen Kreisläufer Hendrik Pekeler, der den Anschlusstreffer zum 19:20 markierte. Leider wurde der Lauf der Löwen durch eine Zeitstrafe gegen Alexander Petersson gebremst. Prompt folgte der nächste Treffer der Spanier. Aber die Gastgeber waren jetzt richtig in der Partie angekommen. Sie erhöhten weiter den Druck und kamen in der 44. Minute zum wohlverdienten Ausgleich. Nach dem 23:23 durch Gedeon Guardiola erlebte die Arena einen Kampf auf Biegen und Brechen. Dass der Deutsche Meister in diesem Abschnitt nicht in Führung gehen konnte, lag in erster Linie an Ristovski, der mit tollen Reflexen seinen Ex-Kollegen weitere Tore verwehrte. Timothey N’guessan, wurfgewaltige Rückraumstratege der Katalanen, packte plötzlich wieder seine Wurfkraft aus und hämmerte die Harzkugel zweimal in die Maschen hinter Palicka. Nicolaj Jacobsen nahm die nächste Auszeit. Groetzki und Schmid sicherten ihren Farben mit ihren Treffern abermals den Gleichstand. Knapp sechs Minuten vor dem Ende hieß es 27:27 und die heiße Schlussphase war eingeläutet. Ein fragwürdiger Siebenmeter für den Topfavoriten und eine Zeitstrafe gegen Schmid ausgesprochen, brachte die Halle zum Kochen, aber Nationalspieler Rivera verwandelte eiskalt zur nächsten Führung für sein Team. Petersson glich aus zum 28:28. In den folgenden Minuten schien die Partie sich dann endgültig zugunsten der Katalanen zu drehen. Der junge französische Rückraumschütze Dika Mem stellte seine Fähigkeiten zweimal hintereinander unter Beweis und ließ mit seinen Würfen Torhüter Palicka keine Chance. Der Favorit führte in 57. Minute mit zwei Toren. Aber die Löwen und ihre Anhänger gaben sich nicht geschlagen. Mit Unterstützung der Arena kämpften die Gelbhemden weiter gegen die drohende Niederlage. Petersson setzte sich durch und versenkte den Ball zum Anschlusstreffer im Gehäuse der Spanier.  Rechtshänder Mem scheiterte bei seinem nächsten Versuch an der Latte. Der schnelle Linksaußen der Hausherren machte seine Sache besser und versenkte den Ball hinter Ristovski zum 30:30 Gleichstand. Barcelona nahm fünfzehn Sekunden vor dem Schlusspfiff eine Auszeit und hatte Erfolg damit. Erneut war es Mem, der den Angriff erfolgreich abschloss und das 30:31 erzielte. Trainer Jacobsen

Patrick Groetzki sicherte den Punkt mit seinem letzten Tor (Foto: cls)

reagierte sofort und legte seinerseits den grünen Karton auf den Tisch. Sein Team hatte noch sieben Sekunden Zeit wenigstens noch den Gleichstand zu erzielen. Die Löwen nahmen Palicka aus dem Tor und brachten mit Rafael Baena einen siebten Feldspieler auf die Platte. Die Gelbhemden brachten den Spielzug über Schmid und Petersson zu Groetzki auf Rechtsaußen, der Ristovski mit einem genauen Wurf überwand. Die Halle stand Kopf! Was bei Halbzeit niemand mehr erwartet hatte wurde doch noch war. Der Deutsche Meister startet mit einem Unentschieden gegen den Topfavoriten FC Barcelona in die Champions League 2017/18.

 

RNL spielten: Mikael Appelgren, Andreas Palicka, Jerry Tollbring (4/2), Maximilian Kessler, Patrick Groetzki (5), Bogdan Radivojevic, Andy Schmid (6/1), Hendrik Pekeler (7), Gedeon Guardiola (1), Kristian Bliznac, Alexander Petersson (2), Harald Reinkind (3), Mads Mensah (2), Momir Rnic, Filip Taleski (1)

FCB: Perez de Vargas, Ristovski – Tomas (2), Raul Entrerrios (5), Sorhaindo, Aleix Abello (1), Aitor Ariño (1), Valero Rivera (3/3), N’guessan (4), Syprzak (1), Alexis Borges (3), Dolenec (2), Dika Mem (7), Morros, Lenne (1), Jallouz (1)