Das Löwenrudel brüllt sein Team zur Wende und zum Sieg

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Nach langer Zeit war die SAP-Arena wieder einmal ausverkauft. Wen wundert dies, war doch der deutsche Rekordmeister THW Kiel zu Gast bei den Rhein-Neckar Löwen. Und das Löwenrudel hat erneut bewiesen, dass es zu Außergewöhnlichem fähig ist. Nach einem sieben Tore Rockstand in der 21. Minute griff Löwen-Coach Kristjan Andresson schon das zweite Mal nach dem grünen Karton und wechselte Kapitän Mikael Appelgren für den glücklosen Andreas Palicka zwischen die Pfosten. Die erste tolle Parade des Löwen-Keepers gegen den starken Domagoj Duvnjak war zugleich das Startzeichen für die Arena. Die Löwen Fans waren ab sofort nicht mehr zu bremsen. Sie feuerten ihre Lieblinge pausenlos an und trieben sie schon in Hälfte eins zur Aufholjagd. Bis zur Pause ließen die Hausherren keinen Treffer der Norddeutschen mehr zu und arbeiteten sich mit viel Fleiß auf 10:13 heran.

Die Badener starteten mit dem gleichen Kampfgeist in den zweiten Durchgang und verhinderten, dass die Gäste zu einem Lauf ansetzen konnten wie zu Beginn der Partie. Spielmacher Andy Schmid konnte mit seinen Kameraden in der Startphase das Tempo ständig hochhalten und die Kieler permanent unter Druck setzen. Vorne nutzten die Löwen Angreifer die erarbeiteten Gelegenheiten zu einem 5:0 Lauf, der ihnen nicht nur den vielumjubelten Ausgleich durch ein „empty Goal“ von Schmid bescherte, sondern sie auch erstmals in dieser wichtigen Begegnung in Front brachte. Nach glänzenden Reaktionen von Appelgren zogen Uwe Gensheimer und Schmid davon und produzierten eine Führung mit drei Toren. Die Halle stand Kopf und war auch dann nicht mehr zu stoppen, als Kiel zum Gegenschlag ausholte. 

Uwe Gensheimer wurde mit acht Toren bester Werfer seiner Löwen (Foto: cls)

Der Rekordmeister wollte Mitte der zweiten Hälfte noch nicht die Flinte ins Korn werfen und antwortete nach Fehlern der Gastgeber eiskalt. Der Ex-Löwe Hendrik Pekeler netzte zweimal gegen seine alten Kameraden ein und stellte damit wieder den Anschluss zum 19:18 her. Nach dem Ausgleich durch Duvnjak agierten beide Teams auf Augenhöhe, ehe die Nordlichter sich den nächsten Vorteil für sich verbuchen konnten. Nach einem Lattentreffer von Mads Mensah zog sein Landsmann Magnus Landin auf und davon: 22:23 für den THW. Der nächste Aufreger war allerdings nicht so erfreulich. Gisli Kristjansson fiel so unglücklich auf die Schulter, dass er mit Unterstützung von Löwen-Arzt Dr. Maibaum vom Feld geführt werden musste. Der folgende Fehler des Angriffes der Gastgeber ermöglichte abermals dem Kapitän der Zebras, den Vorsprung auf 22:24 zu erhöhen. Die Badener bekamen dann eine Überzahl, da Harald Reinkind für zwei Minuten auf die Bank musste. Der zahlenmäßige Vorteil wurde schließlich zum Nachteil. Patrick Groetzki wurde auf Rechtsaußen freigespielt, zimmerte aber seinen Wurfversuch an die Latte. Duvnjak machte es auf der Gegenseite besser und markierte das 22:25. 

In der SAP-Arena wurde um jeden Ball gekämpft (Foto: cls)

Der eine oder andere Zuschauer sah vielleicht zu diesem Zeitpunkt die Partie endgültig als verloren an, aber nicht das Löwenrundel. Plötzlich stand die komplette Arena wie eine Wand hinter den Löwen und peitschte sie nach vorne. Mit einem unbändigen Siegeswillen starteten die Gastgeber in eine unglaubliche Schlussphase. Dreieinhalb Minuten vor dem Ende hämmerte Groetzki die Harzkugel ins Gehäuse der Zebras und verkürzte auf 23:25. Beim folgenden Angriff entzauberte Appelgren seinen Landsmann Niclas Ekberg und sicherte den Ball. Vorne trifft Kohlbacher gegen seinen Nationalmannschaftskollegen Dario Quenstedt zum Anschluss von 24:25. Die Arena will aber noch mehr. Die Fans stehen schon lange und machen ein wahres Löwengebrüll. Reinkind unterläuft ein Schrittfehler und kann auch mit einem Foul Schmid nicht daran hindern den Ausgleich zu erzielen. Für das Vergehen muss der Norweger wieder auf die Strafbank. Trainer Filip Jicha nimmt eine letzte Auszeit. Vergebens! Teufelskerl Appelgren verhindert einen weiteren Treffer des kroatischen Ausnahmekönners Duvnjak. Dreißig Sekunden vor dem Schlusspfiff zieht Schmid noch einen Siebenmeter, den Gensheimer absolut sicher zum 26:25 in die Maschen des Kieler Gehäuses versenkt. Der THW hatte es dann sehr eilig, denn nach dem tollen Spiel wollte man schließlich wenigstens einen Punkt mit an die Förde nehmen. Kapitän Duvnjak wurde auf halblinks in Position gebracht, fand aber erneut seinen Meister im schwedischen Nationalkeeper im Trikot der Löwen. Appelgren verwehrte mit einer Blitzreaktion den Ausgleich und rettete seinen Löwen den wichtigen Sieg. 

Mikael Appelgren wurde „Man of the Match“ (Foto: cls)

Löwen Trainer Kristjan Andresson bilanzierte auf der Pressekonferenz: „Es freut mich für die Mannschaft, dass sie das Ding noch gedreht und gewonnen hat. Die Zuschauer haben einen fantastischen Job gemacht.“

Für die Löwen spielten: Andreas Palicka, Mikael Appelgren (ab 22. Minute) – Andy Schmid (5), Uwe Gensheimer (8/4), Niclas Kirkeløkke (3), Romain Lagarde, Jerry Tollbring, Illija Abutovic, Mads Mensah, Patrick Groetzki (3), Gedeon Guardiola, Alexander Petersson (1), Jesper Nielsen (2), Tim Ganz, Jannik Kohlbacher (4)

Für die Zebras spielten: Niklas Landin, Dario Quenstedt (ab 40.) – Domagoj Duvnjak (7), Harald Reinkind (5), Magnus Landin (2), Gisli Kristjansson, Patrick Wiencek (1), Niclas Ekberg (4/2), Ole Rahmel, Rune Dahmke, Miha Zarabec (1), Pavel Horak, Nikola Bilyk, Hendrik Pekeler (4), Lukas Nilsson (1)