Schülermentorenausbildung im Badischen Handball-Verband bewegt Kinder in Schulen und Vereinen

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Mentoren sind im weitesten Sinne Ratgeber, die aufgrund ihrer Ausbildung oder ihrer Erfah- rung jüngere Mitmenschen anleiten. In Baden-Württemberg werden schon seit dem Schuljahr 1994/95 Schüler als Mentoren ausgebildet und in verschiedenen Bereichen eingesetzt. Der Badische Handball-Verband hat dieses Programm vor langer Zeit in seine Arbeit aufgenommen und bildet inzwischen im Rahmen des von der BASF SE geförderten Projektes „Handball bewegt Schule“ Schüler im Alter von mindestens 15 Jahren zu Schülermentoren aus, die dann in der Jugendarbeit der Vereine und in ihren Schulen eingesetzt werden.

Im Mai fand auf der Sportschule Schöneck einer von 7 Lehrgängen im Jahr 2013 statt, an dem zwanzig Jungen und Mädchen teilnahmen. Bei vielen Teilnehmerinnen und Teilneh- mern steht im Vordergrund, dass sie in ihren Vereinen die Trainer in der Jugendarbeit unter- stützen wollen. Oft werden Schülermentoren am Anfang bei den Minis, der E- oder D-Jugend als Co-Trainer eingesetzt, um dann mit wachsender Erfahrung eine Mannschaft selbstständig übernehmen können. Sina aus Weinheim hat allerdings schon konkretere Vorstellungen, denn sie gibt zu: „Mir hat es schon immer Spaß gemacht, mich mit kleinen Kindern zu beschäftigen und möchte das später auch als meinen Beruf wählen. Ich habe die Gelegenheit genutzt und mich für die Ausbildung als Schülermentorin gemeldet. Vor allem möchte ich hier lernen, wie man als Trainerin mit den Kleinen umgehen sollte und ich kann hier auch viele Ideen sammeln, die ich dann in der Praxis einsetzen kann. Außerdem will ich für meinen Sport dazu lernen und mich auch auf das Berufsleben vorbereiten.“ Ein Teilnehmer vertritt eine Auffassung, die so manchem erfahrenen Hasen etwas zu denken geben wird: „Bei uns im Verein gibt es kaum junge Trainer und ich finde, dass es für die jüngeren Kinder viel mehr Spaß macht, wenn man einen jungen Trainer hat. Ich möchte gerne kleinere Handballer trainieren und hoffe, dass ich dabei auch noch etwas für mich lernen kann. Dann wurde der Schülermentoren-Lehrgang an unserer Schule angeboten und da habe ich mich sofort gemeldet.“

Der Lehrgang steht unter der Leitung von Ulla Richter, der Aus- und Fortbildungskoordinatorin des Badischen Handball-Verbandes (BHV), die mit ihrem Ausbildungsstab jährlich etwa 150 Schülermentoren auf ihre Aufgaben vorbereitet. Sie weist vor allem auf die Schwerpunkte in den Lehrgängen hin: „Die Mentorenausbildung ist so ausgelegt, dass zum einen handballspezifische Themen unterrichtet werden, also Technik und Taktik. Zum anderen werden auch sportartübergreifende Themen wie Trainingslehre unterrichtet. Unsere Referenten sind zum Teil die gleichen, die wir in der C-Trainer-Ausbildung einsetzen, zum anderen aber auch Sportstudenten mit dem Schwerpunkt Handball. Die Mentoren haben meistens die Anfangsschwierigkeit, das in der Theorie Erlernte auch in der Praxis umzusetzen. Um das weiterführen zu können, bieten wir den Mentoren die Möglichkeit an, sich über die C-Trainer- Ausbildung weiter zu qualifizieren. Darüber hinaus bieten wir Tages- oder Halbtagsseminare an, in denen wir auch auf pädagogische Fragen eingehen. Dort kann man auch noch weitere Handwerkszeuge aufzeigen, die im Trainingsalltag eingesetzt werden können, z.B. ‚wie gehe ich mit einer schwierigen Gruppe um‘ oder ‚wie leite ich eine Gruppe‘.“

Im Rahmen von Lehrproben mussten die Teilnehmer dann zeigen, was sie bis dahin schon gelernt hatten. Die 4. Klasse der Pestalozzi-Schule Durlach stellte sich über zwei Stunden den Kandidaten als „Versuchskaninchen“ zu Verfügung. Unter den strengen Augen von Aus- bilder Markus Baumann hatten jeweils zwei Kursteilnehmer die Aufgabe ausgewählte Themen mit den Schülern zu erarbeiten. Herr Baumann, selbst Pädagoge, sind solche Lehrproben natürlich sehr vertraut und er beobachtete seine Mentoren sehr genau, schließlich soll- ten im Anschluss die Lehrproben gemeinsam besprochen werden. „Wir arbeiten heute das erste Mal mit einer Klasse. Ziel ist es den Schülern Spielformen zum Passen und Fangen beizubringen. Wir gehen davon aus, dass nicht alle Kinder Handball spielen können und wol- len ihnen daher zeigen wie man fängt und wie man passt. Vielleicht haben sie dann Spaß daran und beginnen irgendwo Handball zu spielen. Ich bin schon etwas aufgeregt vor der Lehrprobe, aber es sind ja Kinder und die sehen in uns bestimmt auch Vorbilder“, erklärte eine Teilnehmerin ihre Situation vor ihrem Auftritt. Ein weiterer angehender Schülermentor bestätigte die gute Vorbereitung seitens der BHV-Referenten: „Ich fühle mich auf diese Lehrprobe gut vorbereitet. Wir haben einen Theorietest geschrieben und schon alles Wichtige gemacht. Zunächst durften wir auch verschiedene Themen unter uns ausprobieren und haben dann über unsere Fehler geredet. Von unseren Ausbildern haben wir gesagt bekommen, was wir besser machen können. Ich fühle mich sicher.“

In den Lehrproben war bei den ersten beiden Gruppen noch die Nervosität zu spüren, die sich aber schnell legte, da die Pestalozzi-Schüler mit vollem Eifer dabei waren. Obwohl nicht allzu viele Handballer unter den Kindern waren, konnte man erkennen, dass sie sehr viel Spaß an den Übungen hatten, die ihnen abverlangt wurden. „Das könnten wir ruhig öfters machen“, meinte ein Mädchen beim Wechsel zum nächsten „Trainergespann“.

Nach Auskunft des BHV haben alle Mentoren die ihnen gestellten Aufgaben gelöst und somit auch die Ausbildung zu Schülermentoren erfolgreich abgeschlossen. Der Verband darf sich freuen weitere Mentoren in Verein und Schule einsetzen zu können, so dass die Nachwuchsarbeit, die bisher so erfolgreich im Verband geleistet wird, kontinuierlich fortgesetzt werden kann.

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