Mit Respekt geht auf dem Spielfeld alles leichter

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300 Experten diskutierten beim Ballspiel-Symposium über Referees

Karlsruhe. Mit rund 300 Teilnehmern widmete sich das VII. Ballspiel-Symposium der elf baden-württembergischen Verbände im Basketball, Fußball, Handball, Rugby und Volleyball in völlig neuer Atmosphäre jenen unverzichtbaren Akteuren des Ballsports, die oft im Mittelpunkt und häufig in der Kritik stehen. „Schiedsrichter – Partner mit Pfiff“ hieß das Thema im „Audimax“ des Karlsruher Instituts für Technologie, in dem das universitäre Sportinstitut unter der Leitung von Professor Dr. Alexander Woll und der Badische Handball-Verband unter der Regie von Geschäftsführer Nils Fischer organisatorische Glanzleistungen vollbrachten.

Die beiden Hauptvorträge, die acht Workshops und zwei muntere Diskussionsrunden waren gut besucht und riefen auch beim kulinarisch anspruchsvollen Festabend im „Südwerk“ lebhafte Debatten hervor, so dass Heinz Janalik (Mosbach) in seinem Fazit sagen konnte: „Aktuell praktizierende und künftige Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter brauchen regelmäßig solche Veranstaltungen mit der unersetzlichen Möglichkeit zum Dialog und Austausch mit Kollegen aus allen Sportspielen, mit ehemaligen und gegenwärtigen Betroffenen ihrer Tätigkeit und mit Experten aus den unterschiedlichen Handlungsfeldern des Sports.“ Der Präsident des Badischen Sportbundes Nord war zwei Tage lang von Raum zu Raum geeilt, um die Erkenntnisse aus den Diskussionsrunden zu erfahren – eine sportliche Höchstleistung.

Lutz Wagner (Kriftel), einer der meistberufenen Schiedsrichter der Fußball-Bundesliga und Ausbilder von Amateur-Referees im DFB, eröffnete das Symposium mit einem fulminanten Vortrag, mit dem er das Spannungsfeld zwischen Spielern, Trainern, Schiedsrichtern und dem Publikum beleuchtete und erläuterte, wie er in kritischen Situationen reagiert hatte, um die erhitzten Gemüter im Stadion zu beruhigen. Wagner machte deutlich, dass das Pfeifen nichts für harmoniebedürftige Zeitgenossen sei: „Beifall bekommt man nur einmal, vor dem Anpfiff.“ Allerdings habe er während seiner über 300 Einsätze in den beiden höchsten Ligen die Erfahrung gemacht, dass dem Schiedsrichter mit Respekt begegnet wird, wenn er Spieler und Trainer „anständig behandelt.“ Wagner betonte, dass Schiedsrichter blitzschnell und ohne Zeitlupe urteilen müssen: „Wer länger als 0,7 Sekunden für seine Entscheidung braucht, hat verloren und wird ausgepfiffen.“

Ob technische Hilfsmittel für die Kommunikation zwischen Schiedsrichtern und Assistenten oder das in der Bundesliga und bei der Rugby-WM eingesetzte Hawk Eye wirkliche Hilfen sind, wurde unterschiedlich beurteilt. Fifa-Schiedsrichter Knut Kircher (Hirschau) vertrat in einer von Jürgen Essig (SWR) moderierten Expertenrunde die Auffassung, dass der Sport mit Technikeinsatz gerechter werde und erhielt dabei Unterstützung von Klaus Blank (Eppelheim), dem Präsidenten des Deutschen Rugby-Verbandes und Schiedsrichter- Ausbilder von Rugby Europe. Andere Diskussionsteilnehmer vertraten die Auffassung, dass sich manche Referees zu sehr auf die technische Hilfe verlassen, nicht mehr auf Ballhöhe entschieden und den Videobeweis zur eigenen Bestätigung zu häufig anforderten, was dem Spiel seine Dynamik nehme. Der Ehemalige Kapitän der Handball- Nationalmannschaft Oliver Roggisch von den Rhein-Neckar Löwen und „Mister Volleyball“ Stelian Moculescu aus Friedrichshafen steuerten amüsante Erlebnisse mit Unparteiischen in die Diskussion ein. Man kann als sicher voraussetzen, dass Moculescu und Referees keine Freunde fürs Leben werden können.

Eine hohe Akzeptanz bei Sportlern genießen hingegen Schiedsrichterinnen. Christine Baitinger (Fußball), Daniela Klotz (Volleyball), Anne Panther (Basketball) und Dana Teagarden (Rugby) sind pfeifende Frauen in Führungs- und Ausbildungsfunktionen, die in ihrem Workshop klar machten, was alle Schiedsrichter brauchen, um akzeptiert und respektiert zu sein: Körperliche Fitness, Regelkenntnis, viel Erfahrung und ein korrektes Verhalten auf und außerhalb des Spielfeldes. Das kann man leicht lernen, weshalb Dr. Florian Dürr (Karlsruhe) anregte, angesichts des demografischen Wandels die Schiedsrichter-Ausbildung mehr für junge Menschen zu gestalten und die in einigen Sportarten geltenden Altersgrenzen auf- oder deutlich anzuheben.