Dagur Sigurdsson wird neuer Bundestrainer

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Der Deutsche Handballbund hat an diesem Dienstag eine zentrale Personalfrage beantwortet: Dagur Sigurdsson wird neuer Bundestrainer der deutschen Handball-Nationalmannschaft. In Leipzig stellten DHB-Präsident Bernhard Bauer und der für den Leistungssport zuständige DHB-Vizepräsident Bob Hanning gemeinsam mit Uwe Schwenker, Präsident der DKB Handball-Bundesliga, den 41-jährigen Isländer in den Räumlichkeiten der AOK PLUS – Die Gesundheitskasse für Sachsen und Thüringen vor. Sigurdsson erhält einen Vertrag bis zum 30. Juni 2017 mit Option auf eine Verlängerung bis 2020; bis zum 30. Juni kommenden Jahres wird der Trainer des Bundesligisten und DHB-Pokalsiegers Füchse Berlin die Aufgabe in Doppelfunktion ausüben.
Bernhard Bauer, DHB-Präsident: „Wir haben uns die Suche nicht leicht gemacht, denn wir wollten für unsere Nationalmannschaft keine schnelle, sondern allein die beste Lösung. Diese haben wir nun mit Dagur Sigurdsson gefunden, denn für unsere großen Ziele – Olympiagold 2020 ist unsere allgegenwärtige Vision – brauchen wir auf und neben dem Spielfeld die Besten. Dagur passt perfekt in unser Anforderungsprofil: Er weiß, wie man Erfolg auf Top-Niveau organisiert, er kann Talente an die Spitze führen, und er besitzt als ehemaliger Weltklassespieler einen riesigen Erfahrungsschatz.

Vlado Stenzel war in den siebziger Jahren der erste internationale Männer-Bundestrainer des DHB, Dagur Sigurdsson wird der Zweite sein. Wir haben immer gesagt, dass wir von den Besten lernen wollen – und ich bin gespannt auf den frischen Wind, den Dagur in den deutschen Handball bringen wird. Mit dem Dänen Heine Jensen als Frauen-Bundestrainer haben wir bereits sehr gute Erfahrungen gemacht.

Die nun erfolgreich beendete Bundestrainersuche hat zudem eine besondere und hoffentlich stilbildende Qualität: In zahlreichen vertrauensvollen Gesprächen mit den Vertretern der Liga haben wir diese entscheidende Personalfrage für die Verantwortlichen jederzeit transparent gestaltet. Für diese wegweisende Kooperation und den Konsens, in dieser Saison eine Doppelfunktion zu akzeptieren, bin ich der Liga und vor allem deren Präsidenten Uwe Schwenker dankbar. Auch bei den Füchsen Berlin und deren Präsident Frank Steffel bedanke ich mich für das Entgegenkommen, ihren Trainer Dagur Sigurdsson für den deutschen Handball freizugeben.”
Dagur Sigurdsson, Bundestrainer: „Es ist eine große Ehre für mich, das Vertrauen von DHB und Liga zu bekommen und künftig als Bundestrainer für die deutsche Handball-Nationalmannschaft verantwortlich zu sein. Von Potenzial, Perspektive und Entwicklungsmöglichkeiten des Kaders bin ich überzeugt. Bereits im Herbst haben wir mit dem Beginn der EURO-Qualifikation große Aufgaben vor uns. Im Januar wartet mit der Weltmeisterschaft in Katar die nächste Herausforderung auf uns. Vor der Zeit in Doppelfunktion habe ich Respekt, aber ich bin auch absolut zuversichtlich, denn in allen bisherigen Gesprächen habe ich volle Unterstützung für unsere gemeinsame Arbeit im Sinne des deutschen Handballs gespürt.”
Uwe Schwenker, Präsident der DKB Handball-Bundesliga: „Das Präsidium der Handball-Bundesliga steht geschlossen hinter der Entscheidung, Dagur Sigurdsson als neuen Bundestrainer zu verpflichten. Nach Abwägung aller Fakten ist er die beste Wahl. Sehr wichtig war für uns die klare Positionierung von Dagur Sigurdsson, das Amt des Bundestrainers nach einer Übergangszeit schnellstmöglich hauptamtlich ausüben zu wollen. Der DHB hat die Liga in die Personalentscheidung zu jeder Zeit eng eingebunden. Als nächsten, konsequenten Schritt haben wir Bernhard Bauer, Bob Hanning und Dagur Sigurdsson zur anstehenden Präsidiumssitzung der Liga eingeladen, die am 19. August anlässlich des Super Cups in Stuttgart stattfinden wird. Damit wollen wir das gemeinsame Interesse und die beiderseitige Verantwortung für eine starke und erfolgreiche Nationalmannschaft betonen und in einer Gesprächsrunde weiter konkretisieren.”
Bob Hanning, DHB-Vizepräsident Leistungssport und Geschäftsführer der Füchse Berlin: „Vor uns liegt mit der im Oktober beginnenden EURO-Quali und der Weltmeisterschaft im Januar eine sportlich hochanspruchsvolle Saison. Allen Beteiligten ist bewusst, dass die kommenden Monate extrem schwer werden. Deshalb ist es wichtig und für den Handballsport überlebensnotwendig, dass die von DHB und HBL gemeinsam und einstimmig getroffene Entscheidung für Dagur Sigurdsson von allen und mit Überzeugung getragen wird. In den Prozess, einen neuen Bundestrainer zu finden, haben wir exakt die Zeit und Energie investiert, die nötig waren, um das bestmögliche Ergebnis für den deutschen Handball zu erreichen. Der DHB bekommt einen Spitzentrainer. Wir hätten Dagur gern bei den Füchsen Berlin behalten, lassen ihn aber zum Wohl des deutschen Handballs ziehen.”
Zur Person Dagur Sigurdsson:

Der am 3. April 1973 in Reykjavik geborene und dort aufgewachsene Sigurdsson blickt auf eine eigene Karriere als Weltklassehandballer zurück. Für die isländische Nationalmannschaft bestritt der Mittelmann 215 Länderspiele (397 Tore), war WM-Fünfter 1997, EM-Vierter 2002 und Olympiateilnehmer 2004.
Nach fünf Meisterschaften mit Valur Reykjavik wechselte er 1996 zum LTV Wuppertal, mit dem er im Jahr darauf in die Bundesliga aufstieg. Von 2000 bis 2003 spielte Sigurdsson in Japan für Wakunaga Hiroshima. Als Spielertrainer und Trainer bei A1 Bregenz gewann er bis 2007 je zwei österreichische Meisterschaften und Pokalwettbewerbe, kehrte dann jedoch als Geschäftsführer zu Valur Reykjavik zurück.

Von 2008 bis 2010 trainierte Sigurdsson die österreichische Nationalmannschaft, die er bei der Heim-EURO 2010 auf Platz neun führte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits die Füchse Berlin übernommen. Den Hauptstadtklub formte er zu einem Top-Team der DKB Handball-Bundesliga, das sich 2012 als Teilnehmer des EHF Champions League Final4 höchstes internationales Renommee verdiente. Im April dieses Jahres gewann er mit den Füchsen Berlin (darunter auch die späteren U20-Europameister Fabian Wiede und Paul Drux) den DHB-Pokal.

Sigurdsson lebt in Berlin, ist verheiratet mit Ingibjörg und Vater von zwei Töchtern und einem Sohn.

Quelle: Deutscher Handball Bund