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Ball bleibt am Pfosten kleben: HSG Konstanz scheitert nach Ablauf der Spielzeit mit direktem Freiwurf
TuS Fürstenfeldbruck – HSG Konstanz 24:23 (13:11)

Der Eintrag in die Handball-Geschichtsbücher ist der HSG Konstanz gewiss. Mit einer unglaublichen Schlusspointe ist der Zweitliga-Absteiger beim TuS Fürstenfeldbruck im ersten Saisonspiel gescheitert. Nach Ablauf der Spielzeit trat Tom Wolf beim Stand von 24:23 für die Südbayern zum direkten Freiwurf an, schaffte es, den Ball per genialem Knickwurf mit einem Aufsetzer um den Block zu bugsieren – in das rechte obere Eck des Tores. Doch der harzige Ball blieb am Pfosten kleben. Ein, zwei Zentimeter fehlten zum Punktgewinn. Ein so wohl noch nie gesehenes Finale, das Fürstenfeldbruck jubeln und die HSG hadern ließ.

 

Ein Spiel, das von Anfang an „ein geiles war“, so Fürstenfeldbrucks Trainer Martin Wild nach der Partie. „Das schmerzt natürlich“, sagte sein Gegenüber Daniel Eblen. „Man nimmt das einfach zur Kenntnis. Vor drei, vier Jahren habe ich ein Foto von einem am Pfosten klebenden Ball gesehen. Da überlegt man sich schon: Was würde ich in so einer Situation tun?“ Seine Spieler konnten es jedenfalls nicht fassen, dass sich die Pechsträhne aus der letzten Saison nahtlos fortsetzte. Tom Wolf blieb regungslos am Boden liegen, wurde von Tim Jud getröstet und aufgerichtet, während Paul Kaletsch seinem Unmut lautstark Luft machte. Blankes Entsetzen stand in den Gesichtern der HSG-Akteure, völliges Unverständnis, Hilflosigkeit und Ohnmacht.

 

Für HSG-Cheftrainer Daniel Eblen aber nicht die entscheidende Szene des Spiels. „Das Wichtige war ja schon vorher“, so der A-Lizenzinhaber. „Auch wenn diese Szene im Gedächtnis bleiben wird.“ Vorher, das war ein rasantes, hochintensives und für die Zuschauer hochattraktives Duell zwischen einer extrem lauffreudigen, einsatzbereiten und aufopferungsvoll kämpfenden Heimmannschaft, die sich mit ihrer sehr offensiven Deckung und ganz frühem Attackieren mit allem, was sie hatte, gegen die HSG Konstanz stemmte. Und das sehr erfolgreich.

 

Nach einer von beiden Seiten noch etwas nervösen Anfangsphase nahm das Duell richtig Fahrt auf. Paul Kaletsch brachte Konstanz nach sechseinhalb Minuten und mit einem guten Rückhalt Simon Tölke erstmals in Front (5:4) und besorgte wenig später die Drei-Tore-Führung für die Gelb-Blauen vom Bodensee (16.). Partystimmung im laustarken HSG-Fanblock, Auszeit Fürstenfeldbruck. Es folgten fünf Minuten ohne eigenen Torerfolg für Konstanz, während der TuS wieder ausgleichen konnte. Dann der nächste Nackenschlag: In Unterzahl nutzte Falk Kolodziej, Neuzugang von Zweitliga-Absteiger Saarlouis, einen der nun immer öfter auftretenden technischen Fehler der HSG zum langen Wurf in das verwaiste Tor zum erneuten Führungswechsel (11:10).

 

Daniel Eblen baute seine Mannschaft nun komplett um, brachte Tim Keupp, Samuel Löffler und Tom Wolf in das Spiel. Die Achillesferse der Konstanzer blieb aber dieselbe: die mangelhafte Chancenverwertung. Acht frei vergebene Torchancen zählte Eblen bis zum Spielende, bei den Hausherren waren es lediglich drei. Fürstenfeldbruck zerriss sich weiter und hatte sowohl das Momentum als auch das nötige Glück des Tüchtigen nun auf seiner Seite. Während mehrere Würfe des TuS Fürstenfeldbruck abgefälscht doch noch irgendwie im HSG-Tor und Abpraller vor den Füßen der Bayern landeten, fand Konstanz phasenweise kein Mittel gegen das ungewohnte Abwehrsystem des Gegners. Bis auf 21:16 (49.) konnte Fürstenfeldbruck so davonziehen.

 

Eblen: „Wir mussten dann in die Extreme gehen.“ Er stellte auf eine 5:1-Deckung mit Tim Jud als Spitze um – und hatte damit durchschlagenden Erfolg. Konstanz kämpfte, Konstanz glich aus zum 22:22 (57.). Doch die alte Schwäche verhinderte die Führung: die freien Chancen wollten einfach nicht in das Tor, auch weil TuS-Keeper Michael Luderschmid zum Hexer avancierte. Dann schließlich der unfassbare Höhepunkt eines atemberaubenden Spiels: Fabian Schlaich verkürzte auf 23:24, die HSG eroberte den Ball, scheiterte mit dem letzten Angriff am Torwart, bekam aber noch den finalen Freiwurf nach Ablauf der Spielzeit. „Wie es ausgegangen ist, wissen wir alle“, zuckte Daniel Eblen mit den Schultern. Ein wenig Galgenhumor war dabei – und vor allem die Hoffnung, dass Fortuna auch mal wieder zu seinem Team steht.

 

„Klar, das schmerzt, jede Niederlage schmerzt“, fasste er sich wieder. „Aber in Fürstenfeldbruck werden noch viele Mannschaften Punkte lassen. Uns hat über das ganze Spiel gesehen etwas die Entschlossenheit gefehlt. Da war uns Fürstenfeldbruck voraus, hat das Glück auch gefordert, für sich beansprucht und ist dafür belohnt worden.“ Martin Wild konnte sein Glück nach einem aufreibenden Spiel nicht fassen: „So eine Schlusspointe auf so ein geiles Spiel – das wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. So eine Situation habe ich noch nicht gesehen.“

 

Video zur Einbettung:

Unfassbar: Ball bleibt bei Wurf nach Ablauf der Spielzeit am Pfosten kleben

Das Glück des Tüchtigen…Zeit abgelaufen, Stand 24:23 und dann das. Unfassbar, haben wir noch nie gesehen.Herzlichen Glückwunsch Fürstenfeldbruck, große kämpferische Leistung. Hut ab.Wer so viele Chancen auslässt, muss sich an die eigene Nase fassen. Danke Fans für den überragenden Support. Dann eben am Samstag, Heimspiel in der Schänzlehölle!Alle Infos und Stimmen, die ganze Dramatik im ausführlichen Bericht ⤵️⤵️www.hsgkonstanz.de/saison/berichte/entry/ball-bleibt-am-pfosten-kleben

Gepostet von HSG Konstanz am Samstag, 25. August 2018

 

HSG Konstanz: Maximilian Wolf, Simon Tölke (Tor); Michel Stotz, Fabian Schlaich (2), Tom Wolf, Fabian Wiederstein (3), Paul Kaletsch (8/2), Felix Krüger (1), Fabian Maier-Hasselmann (3), Joschua Braun (2), Tim Jud (1), Tim Keupp (1), Samuel Wendel (2), Samuel Löffler.

 

Zuschauer: 650 in der Wittelsbacher Halle.

 

Schiedsrichter: Frank Kraaz und Tobias Lay.